Tatjana Maria schrieb noch ein paar Autogramme, winkte kurz ins Publikum – und verschwand dann mit gesenktem Kopf vom Grandstand.
Zwei Monate nach ihrem triumphalen Siegeszug bis ins Wimbledon-Halbfinale war für die zweifache Mutter bei den US Open gleich in der ersten Runde Endstation. Einen Tag bevor Andrea Petkovic in New York zum «letzten Tanz» ihrer ereignisreichen Tenniskarriere bittet, verpasste Maria als erste deutsche Starterin eine erneute Überraschung.
Die 35-Jährige unterlag der griechischen Weltranglisten-Dritten Maria Sakkari nach gutem Start mit 4:6, 6:3, 0:6. «Im dritten Satz habe ich am Anfang zu passiv gespielt und ihr das Spiel dadurch in die Hand gegeben», sagte Maria, die dennoch nicht unzufrieden war: «Ich fühle mich fit und gut auf dem Platz, trotz der Niederlage werde ich positiv rausgehen.»
Maria lieferte der Favoritin einen guten Kampf
Bei bislang neun Starts in New York ist Maria nie über die zweite Runde hinausgekommen. Gegen Sakkari hatte die Weltranglisten-85. in Wimbledon in der dritten Runde noch gewonnen, bei den Australian Open Anfang des Jahres hatte die 27 Jahre alte Griechin zum Auftakt die Oberhand behalten.
Maria lieferte der Favoritin einen guten Kampf, erwischte in den ersten beiden Sätzen jeweils einen Traumstart. Doch Sakkari stellte sich immer besser auf das unkonventionelle Slice-Spiel der Deutschen ein, sie wurde geduldiger und schenkte Maria vor allem im dritten Satz kaum noch leichte Punkte.
Maria war die einzige deutsche Spielerin am Auftakttag der US Open. Am Dienstag greifen gleich sieben deutsche Profis ins Geschehen ein – für Petkovic dürfte das Duell gegen Olympiasiegerin Belinda Bencic (Schweiz) wohl der letzte Auftritt auf der großen Tennis-Bühne sein.
Letzter Auftritt auf der Tennis-Bühne
«Es ist emotional eine Herausforderung», sagte Petkovic am Montag, «aber es ist die richtige Entscheidung. Ich hoffe, dass ich noch mal einen raushauen kann.» Sie sei in diesem Jahr aufgrund von Verletzungen nicht mehr in den Rhythmus gekommen, deswegen sei der Rücktritt «eine Notwendigkeit». Aber: «Es fällt mir sehr schwer loszulassen.»
Die siebenmalige WTA-Turniersiegerin hatte zuvor schon auf Instagram kryptisch mit dem Hashtag «#thelastdance» (der letzte Tanz) ihr Karriereende angedeutet. Direkt nach ihrem letzten Grand-Slam-Turnier wolle sie «erstmal eine Pause machen» und «bis zum Ende des Jahres ein Buch zu Ende schreiben». Und dann wolle sie sich überlegen, «was in meinem Leben kommt». Zuvor hatte die Darmstädterin in der ARD-«Sportschau» angedeutet, womöglich noch ein letztes kleineres Turnier in Europa dranzuhängen.
Für Bundestrainerin Barbara Rittner ist Petkovics Rückzug ein «großer Verlust für das deutsche Tennis». Die langjährige Fed-Cup-Spielerin sei mit ihrem «besonderen Charakter» und dem «unbändigen Willen» ein «Vorbild für die jüngere Generation».
Petkovic, die sich in den vergangenen Jahren unter anderem auch als Sportmoderatorin, Autorin und Kolumnistin ausprobierte, erkannte kurioserweise durch die vielen Nebenjobs, «dass meine größte Leidenschaft Tennis ist».
Umbruch im deutschen Damentennis
Petkovic verkündete ihren Rücktritt, Julia Görges verabschiedete sich bereits vor zwei Jahren, die Rückkehr von Angelique Kerber nach ihrer Baby-Pause ist ungewiss und Sabine Lisicki hat verletzungsbedingt auch den Anschluss an die Weltspitze verloren: Im deutschen Damentennis vollzieht sich ein Umbruch. Die Nachfolge-Generation von Steffi Graf tritt ab, neue Talente wie Wimbledon-Viertelfinalistin Jule Niemeier müssen diese Lücke nun füllen. Die 23-Jährige trifft in ihrem ersten Spiel bei den US Open am Dienstag auf die Amerikanerin Sofia Kenin, Australian-Open-Gewinnerin von 2020.
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