Nils Politt gab sich letztlich doch noch zuversichtlich und blickte aus Mittelhessen schon in Richtung Schwarzwald.
«Unser Tag war heute gar nicht so schlecht, wie es zwischendurch mal aussah», sagte der 28 Jahre alte Radprofi vom Bora-hansgrohe-Team nach der Zieleinfahrt der zweiten Etappe der Deutschland-Tour im hessischen Marburg im ZDF. Schließlich hat Teamkollege und Kletterspezialist Emanuel Buchmann vor der wohl entscheidenden Etappe am Samstag mit dem Schlussanstieg zum Schauinsland hinauf keine Zeit verloren.
Beim Sieg des norwegischen Routiniers Alexander Kristoff gingen Vorjahressieger Politt und Co. aber leer aus. Der 36 Jahre alte Kristoff konnte sich nach 200,7 Kilometern im Sprint einer großen Gruppe vor dem französischen Meister Florian Sénéchal und Alberto Bettiol aus Italien durchsetzen. Max Kanter wurde als Fünfter hinter 2016er-Olympiasieger Greg Van Avermaet aus Belgien bester Deutscher. Georg Zimmermann belegte Platz zehn.
«Ich wurde mehrere Male in den steilen Hügeln abgehängt, aber mein Team hat mich immer zurückgebracht. Selbst zwei Kilometer vor dem Ziel war ich nicht in der ersten Gruppe, einen Kilometer vor dem Ziel war ich dann wieder vorne», sagte Kristoff. «Am Ende bin ich sehr glücklich, den Sieg geholt zu haben.»
Politt abgehängt auf Gesamtrang 51
Das Rote Trikot des Gesamtführenden konnte dank der Zeitgutschriften der Tagesdritte Bettiol von seinem italienischen Landsmann Filippo Ganna übernehmen, der den Prolog zum Auftakt in Weimar gewonnen hatte. Vor der Königsetappe am Samstag liegen Bettiol, Kristoff und Ganna zeitgleich auf den Plätzen eins bis drei.
Vorjahressieger Politt muss seine ohnehin nur vagen Hoffnungen auf eine Titelverteidigung indes wohl begraben, nachdem er der großen Gruppe nicht mehr folgen konnte. Mit 3:09 Minuten Rückstand rangiert der Kölner auf Gesamtrang 51. Zumindest auf der Schlussetappe am Sonntag in Stuttgart, wo er im Jahr 2018 seinen ersten Profisieg feierte, will Politt noch einmal alles versuchen. «Erstmal ist der Fokus aber auf Morgen und ich denke hoch Richtung Schauinsland hat Emu Buchmann eine echte Chance», sagte der Kölner.
Buchmann: «Mal schauen was morgen geht»
Mit 17 Sekunden Rückstand auf Bettiol besitzt sein Teamkollege Buchmann im 1207 hoch gelegenen Ziel im Schwarzwald mit die besten Karten aus der deutscher Sicht, für ein erfolgreiches Gesamtresultat bei der Heimat-Rundfahrt zu sorgen. «Schlecht habe ich mich heute nicht gefühlt, mal schauen was morgen geht», sagte der Ravensburger.
Lange Zeit bestimmt wurde der Tag von einer vierköpfigen Ausreißergruppe, die sich rund 25 Kilometer nach dem Start in Thüringen gebildet hatte. Doch naturgemäß war der Ausreißversuch nicht von Erfolg gekrönt – auch weil sich wie bereits am Vortag Ganna-Teamkollege Egan Bernal als Zugmaschine vor das Feld spannte und auf dem mit mehr als 2500 Höhenmetern garnierten Tagesabschnitt mit Klassikercharakter Nachführarbeit für seinen Kapitän leistete.
Geschke auf dritter Etappe im Mittelpunkt
Auf der dritten Etappe wird vom Startschuss aber vor allem Simon Geschke im Mittelpunkt stehen. Der seit vielen Jahren in Freiburg lebende Berliner, der bei der diesjährigen Tour de France neun Tage im Bergtrikot fuhr und das begehrte Jersey mit den roten Punkten erst zwei Tage vor Schluss an den dänischen Gesamtsieger Jonas Vingegaard abgeben musste, darf sich auf einen bejubelten Empfang in seiner Wahlheimat freuen. «Die Freiburg-Etappe ist natürlich ein sehr emotionaler Tag für mich», sagte der 36 Jahre alte Geschke.
Am Sonntag geht die fünftägige Rundfahrt nach insgesamt 710,7 Kilometern in Baden-Württembergs Landeshaupt Stuttgart zu Ende.
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