22. November 2024

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Team auf vier Schultern: Schröder und Wagner tragen Auswahl

Der eine ist Routinier und auf Vereinssuche. Der andere ist jung und startet in der NBA durch. Dennis Schröder und Franz Wagner sind als Garanten für die Heim-EM eingeplant.

Die große deutsche Basketball-Prüfung im eigenen Land wird immer mehr zu einem Fall für Zwei. Auf Routinier und Kapitän Dennis Schröder lastet in diesem Sommer ein riesiger Anteil der Verantwortung, nachdem im Lauf der Vorbereitung immer mehr NBA-Profis abgesprungen oder ausgefallen sind.

Und zum großen X-Faktor könnte NBA-Jungstar Franz Wagner werden, der für das in der WM-Qualifikation souveräne Nationalteam bereits die komplette Vorbereitung mit Tempo, Eleganz und Vielseitigkeit glänzt.

Schon am Sonntag (15.00 Uhr/Magentasport) gibt es für das Duo die größtmögliche Prüfung: Europameister Slowenien mit NBA-Star Luka Doncic kommt für die WM-Qualifikation nach München. Es ist der letzte Härtetest vor der Europameisterschaft ab 1. September. «Slowenien ist ein sehr, sehr gutes Team und sie werden bei der Eurobasket auf jeden Fall oben mitspielen», sagte Schröder mit Blick auf die Partie am Sonntag. «Aber wir wollen uns mit den Besten messen und sehen, wo wir jetzt gerade stehen.»

Franz Wagner feiert 21. Geburtstag

Dabei ist auch Franz Wagner wichtig. «Hut ab, wie routiniert Franz in gewissen Situationen agiert. Manchmal könnten wir ihn noch besser in Position bringen. Das ist von Anfang an ein wichtiger Schlüsselspieler», sagte Armin Andres, der Vizepräsident des Deutschen Basketball Bundes über den Flügelspieler von den Orlando Magic, der an diesem Samstag gerade einmal 21 Jahre alt wird. Beim glanzlosen 67:50-Sieg in Schweden war Wagner mit 16 Punkten bester Werfer und auffälligster Spieler. Sein beeindruckendes Debütjahr in der NBA scheint er locker bestätigen zu können.

Auch Dirk Nowitzki, jahrelang Leistungsträger und Superstar des Nationalteams, ist von Wagner begeistert. «Ich war positiv überrascht, wie abgezockt er ist, wie athletisch er mithalten kann, wie talentiert er ist. Er kann so ein bisschen alles mit dem Ball. Es ist kein Loch in seinem Spiel», sagte der 44 Jahre alte Nowitzki der Deutschen Presse-Agentur. So wie Wagner drauf sei, «ist er für Deutschland ein Hoffnungsträger».

Mindestens genauso wichtig wird aber Schröder, der nach der Aussortierung von Robin Benzing neuer Kapitän ist und als Aufbauspieler die wichtigen Entscheidungen trifft. Der derzeit vereinslose 28-Jährige hatte sich am Wochenende am Knöchel verletzt, kehrte nun aber schnell wieder zum Team zurück.

Andres: «Dennis wird sich gewaltig steigern»

«Dennis war noch etwas vorsichtig und zurückhaltend, da hat noch die Explosivität gefehlt. Wir waren froh, dass er trotzdem dabei war. Die Teamchemie ist wichtig. Dennis wird sich gewaltig steigern», kündigte Funktionär Andres an. Schröder soll im besten Fall weniger Dreier werfen und mit seiner Explosivität den Korb attackieren. Die nächste Chance dazu gibt es schon am Sonntag, wenn in der WM-Quali gegen Slowenien und Doncic schon fast das WM-Ticket für Japan, Indonesien und die Philippinen 2023 gelöst werden kann.

Das wird im Gegensatz zu den schwächeren Schweden das Niveau sein, auf dem das Team von Bundestrainer Gordon Herbert die kommenden drei Wochen bestehen muss. In der EM-Vorrunde warten in Slowenien, Auftaktgegner Frankreich und Litauen direkt drei Topnationen. Ein frühes EM-Aus, wie es Nowitzki, Schröder und Co. vor sieben Jahren in Berlin unterlaufen ist, soll unbedingt verhindert werden.

Dafür ist neben der durchschlagskräftigen Offensive, die maßgeblich auf den vier Schultern von Schröder und Wagner lastet, auch eine stabile Defensive notwendig. Herbert sagte in Stockholm, er sei «stolz» auf seine Spieler und deren Abwehrverhalten. Dennoch hätte der Cheftrainer gerne noch personellen Zuwachs in Person von Daniel Theis, der mit Knieproblemen kämpft. Theis (Indiana Pacers) wird am Sonntag fehlen und kehrt frühestens am Montag ins Teamtraining zurück. Am Donnerstag geht es in Köln zum EM-Start gegen Frankreich.

Von Patrick Reichardt und Lars Reinefeld, dpa