In einem von den USA heftig kritisierten Verfahren hat ein russisches Gericht die US-Basketballerin Brittney Griner wegen Drogenbesitzes zu neun Jahren Lagerhaft verurteilt. Zudem wurde eine Geldstrafe von einer Million Rubel (16.000 Euro) verhängt.
Das meldeten russische Agenturen aus dem Gericht der Stadt Chimki am Stadtrand von Moskau. Griner sagte auf Nachfrage, sie habe das Urteil verstanden. Ihre Verteidigung kündigte Rechtsmittel an, schloss aber auch ein Gnadengesuch nicht aus. Der Sportlerin gehe es schlecht, sagte Griners Anwältin Maria Blagowolina.
Freikommen könnte die 31-Jährige, wenn Moskau und Washington sich trotz ihrer tiefen Differenzen auf einen Austausch von Gefangenen einigen. Griner saß seit Februar in Untersuchungshaft. Die Athletin hatte nach Feststellung der Justiz bei einer Gepäckkontrolle im Flughafen Scheremetjewo sogenannte Vape-Kartuschen und Haschisch-Öl bei sich. Es soll sich um 0,5 Gramm gehandelt haben. Dies wurde als illegaler Drogenbesitz und versuchter Schmuggel gewertet. Das Gericht sah keine mildernden Umstände. Griner hatte sich schuldig bekannt.
Biden kritisiert Verurteilung scharf
US-Präsident Joe Biden kritisierte die Verurteilung und forderte Griners Freilassung. «Russland hält Brittney zu Unrecht fest», erklärte er in einer schriftlichen Stellungnahme. «Das ist nicht hinnehmbar, und ich fordere Russland auf, sie sofort freizulassen, damit sie bei ihrer Frau, ihren Angehörigen, Freunden und Teamkollegen sein kann.» Die US-Regierung arbeite weiter unermüdlich daran, Griner so bald wie möglich sicher nach Hause zu bringen.
Washington hatte Moskau von Anfang ein politisch motiviertes Verfahren vorgeworfen. Biden sagte Brittney Griners Ehefrau Cherelle Griner in einem Telefonat Anfang Juli Hilfe zu. Als US-Außenminister Antony Blinken und und sein russischer Kollege Sergej Lawrow Ende Juli telefonierten, sprachen sie auch über einen möglichen Austausch.
Moskau fordert Auslieferung von Viktor Bout
Neben Griner geht es dabei um den US-Staatsbürger Paul Wheelan. Er wurde 2018 in Russland verhaftet und wegen angeblicher Spionage zu einer langen Haftstrafe verurteilt. Moskau wiederum fordert seit Jahren die Auslieferung des früheren Sowjetoffiziers Viktor Bout (russisch: But). Er soll Regime und Rebellen in zahlreichen Ländern illegal mit Waffen ausgerüstet haben. Der als «Händler des Todes» berüchtigte Russe ist als Waffenhändler in den USA inhaftiert.
Vor der Urteilsverkündung hatte die Staatsanwaltschaft neun Jahre und sechs Monate Haft für Griner gefordert, was knapp unter der Höchststrafe von zehn Jahren lag. Die Verteidigung forderte vergeblich Freispruch. Ein abgeschlossener Prozess war für Moskau in früheren Fällen die Grundlage für eine Freilassung oder Austausch.
Griner spielte seit 2015 in Jekaterinburg
Griner spielte seit 2015 beim russischen Spitzenclub UMMC Jekaterinburg im Ural und gewann mit ihm viermal die Euroleague. Sie gilt als eine der besten Basketballerinnen in der amerikanischen Frauen-Profiliga WNBA. Mit den Phoenix Mercury gewann sie 2014 die Meisterschaft, mit der US-Nationalmannschaft holte sie außer zwei Olympiasiegen auch zweimal Gold bei Weltmeisterschaften.
Weil die Saison in der Frauen-Profiliga WNBA nur wenige Monate im Jahr dauert und dort wesentlich weniger Geld verdient werden kann als bei den Männern in der NBA, suchen viele starke Spielerinnen oft zusätzlich lukrative Engagements. Vor allem Europa und Asien sind beliebt, um mehr Geld zu verdienen und sich beweisen zu können. In ihrem Heimatland verdiente Griner das in der Liga festgeschriebene Höchstgehalt von knapp einer Viertelmillion US-Dollar, in Russland soll sie laut Medienberichten rund das Vierfache erhalten haben.
Viele US-Sportstars machten auf Griners Fall aufmerksam und zeigten sich solidarisch. Die Basketball-Ikone LeBron James warf der Regierung vor, in den vergangenen Monaten nicht mehr getan zu haben, um Griner in die Heimat zu holen. «Wie kann sie jetzt das Gefühl haben, dass Amerika hinter ihr steht?», sagte LeBron James vor Wochen in einem Trailer für seine Talkshow «The Shop: Uninterrupted». «Ich würde mir die Frage stellen: Will ich überhaupt zurück nach Amerika?»
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