Ricarda Funk hat die Nervenschlacht im Augsburger Eiskanal für sich entschieden. Unmittelbar nach der Zieldurchfahrt klatschte die Kajak-Olympiasiegerin bereits in die Hände und schrie ihre Freude heraus.
Auf ihrer Heimstrecke verteidigte die Bad Kreuznacherin ihren Kanuslalom-WM-Titel mit einer unglaublichen Energieleistung. Bei der Nationalhymne kämpfte Funk dann vor ausverkauftem Haus mit den Tränen.
Vor den Augen von IOC-Präsident Thomas Bach bezwang die 30-Jährige am Samstag die achtmalige Einzelweltmeisterin Jessica Fox aus Australien um 1,31 Sekunden, nachdem sie bis zur Hälfte der Strecke noch eine Sekunde Rückstand hatte. Auf dem Podest feierte sie mit Mannschaftskollegin Elena Lilik, die trotz einer Stangenberührung und damit einhergehend zwei Strafsekunden Dritte wurde.
Funk im Flow
Als Halbfinal-Schnellste ging Funk als letzte Starterin ins Rennen. Zu der Zeit hatte Fox deren bereits grandiose Halbfinal-Bestzeit sogar noch gedrückt. «Ich hatte irgendwas gehört, war mir aber nicht sicher. Es war mir aber auch egal, was vorher passiert ist. Ich wollte nur mein Rennen runter bringen», erzählte Funk. Doch das war gar nicht so leicht, denn bereits das erste Tor passierte sie anders als vorgesehen. «Beinahe wäre mir das Boot nach rechts rausgelaufen», schilderte Funk die knifflige Situation. Es blieb aber der einzige Schreckmoment. «Danach war ich im Flow», sagte Funk.
Von den über 7500 Zuschauern wurde sie förmlich den Eiskanal hinunter gebrüllt und getrommelt. «Sie haben uns ins Ziel getragen. Ich bin unheimlich happy, dass wir hier in Augsburg so eine Unterstützung haben», sagte Funk, deren Saison bis zu diesem Tag nicht wie gewünscht verlief. Das Halbfinal-Aus bei den Europameisterschaften war nicht nach ihrem Geschmack. Beim Weltcup im polnischen Krakau infizierte sie sich zudem mit dem Corona-Virus und musste pausieren. Bei der WM meldete sie sich nun mit all ihrer Routine und Power eindrucksvoll zurück.
Lokalmatadorin Lilik ließ direkt nach der Zieldurchfahrt ihren Tränen freien Lauf. «Es ist unbeschreiblich, ich weiß gar nicht, was ich sagen soll, ich will nur zu meiner Familie und feiern», sagte die gebürtige Weimaranerin, die nahezu ihre ganze Kindheit am Eiskanal verbracht hat und nun endlich auf ihrer Heimstrecke Einzel-Edelmetall bei einer WM holte. Nach dem WM-Titel mit den Kajak-Frauen und Silber mit dem Canadier-Team hat sie vor dem Schlusstag der Titelkämpfe bereits einen kompletten Medaillensatz zusammen.
Weltmeister im Kajak der Männer wurde der Tscheche Vit Prindis. Der Olympia-Dritte Hannes Aigner war als 14. des Halbfinals ausgeschieden.
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