24. November 2024

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Russland nicht dabei: Ukraine-Krieg auch bei WM präsent

Für die ukrainischen Leichtathleten ist die WM auch vor dem Hintergrund des Krieges in ihrer Heimat eine Herausforderung. Russland und Belarus sind ausgeschlossen.

Der Ukraine-Krieg ist auch beim friedlichen Wettstreit um Titel und Medaillen bei der Leichtathletik-WM ein die Gemüter berührendes Thema.

«Keiner von uns möchte in ihrer Haut stecken. Es ist sehr traurig und schade», sagte Deutschlands bester Stabhochspringer Bo Kanda Lita Baehre über die mehr als 20 ukrainischen Sportlerinnen und Sportler, die in Eugene am Start sind. Auch Weitsprung-Olympiasiegerin Malaika Mihambo zollte den Starterinnen und Startern des von Russland angegriffenen Landes ihren Respekt. «Ich finde es beachtenswert, wie sich die ukrainischen Athleten zusammenreißen und trotz dieser kritischen Situation versuchen, ihr Bestes zu geben», sagte Mihambo.

Hochspringerin will «keine Killer» sehen

Der Weltverband World Athletics hatte schon nach Beginn des Ukraine-Krieges im Februar reagiert: Russland und Belarus wurden schnell von den Welttitelkämpfen in den USA ausgeschlossen. «Es wäre undenkbar gewesen, hier eine Weltmeisterschaft mit Athleten aus Belarus und Russland zu veranstalten, zwei aggressiven Nationen, die in einen unabhängigen Staat eingefallen sind», betonte Weltverbands-Präsident Sebastian Coe kurz vor dem WM-Start.

Drastischer formulierte es die ukrainische Hochspringerin Jaroslawa Mahutschich. «Ich möchte im Stadion keine Killer sehen. Eine Menge Sportler unterstützen den Krieg», sagte die WM-Dritte von 2019 und Hallen-Weltmeisterin der amerikanischen Nachrichtenagentur AP. Im Finale in der Nacht zum Mittwoch (2.40 Uhr MESZ/ZDF) ist sie die Goldfavoritin – auch weil die dreimalige Weltmeisterin Marija Lassizkene aus Russland nicht am Start ist.

Lassizkene hatte in einem Offenen Brief an Thomas Bach, den Präsidenten des Internationalen Olympischen Komitees, und Coe beklagt, nicht an der WM teilnehmen zu können. Zwar zeigte Lassizkene Mitgefühl mit den Athleten aus der Ukraine («Sie erleben, was kein Mensch jemals erleben sollte»), meinte aber zugleich, dass der Ausschluss von Russland im internationalen Sport den Krieg nicht stoppe, sondern «einen neuen Krieg um und im Sport» entfacht hätte.

Die deutsche WM-Titelverteidigerin Mihambo hat Kontakt zu ihrer ukrainischen Weitsprung-Kollegin Maryna Bech-Romantschuk, die bei der WM 2019 in Doha Silber holte und am finalen WM-Wochenende wieder ihre Rivalin in Eugene sein dürfte. «Bei den Wettkämpfen haben wir auch über ihr Leben in Zeiten des Krieges geredet. Ich bin mit ihr über das Sportliche hinaus auch in dieser Zeit verbunden», sagte Mihambo.

WM-Teilnehmende werden finanziell unterstützt

Finanzielle Unterstützung für die WM-Vorbereitung erhielten die ukrainischen Leichtathleten von World Athletics. Mehr als 220.000 Dollar wurden für die Teilnehmer des Landes bei der U20-WM in Cali in Kolumbien und bei der WM in Eugene bereitgestellt. Viele Spitzensportler der Ukraine müssen wegen des Krieges im Ausland trainieren, wo für sie von der Welt-Anti-Doping-Agentur Tests organisiert wurden. Ihr WM-Start ist durch den Krieg belastet, aber auch mit einer Mission verbunden.

«Die Leichtathletik-Familie ist sich weltweit einig, dass es die richtige Entscheidung ist», sagte der deutsche Verbandspräsident Jürgen Kessing zum Ausschluss von Russland und Belarus. «Kein vernünftiger Mensch kann dulden und verstehen, wenn ein Staat einen anderen überfällt – unmittelbar vor unserer Haustür mitten in Europa.»

Dennoch zeigt der Geher Jonathan Hilbert auch Verständnis für die russischen Athletinnen und Athleten. «Für sie tut es mir natürlich leid, dass sie nicht starten dürfen, weil sie unmittelbar nichts mit dem Angriffskrieg zu tun haben», sagte der Olympia-Zweite über 50 Kilometer Gehen. «Aber man muss klar sagen, dass international ein harter Kurs gefahren wird, der vertretbar und gerecht ist.» Dieser Ansicht ist auch Verbandschef Kessing: «Es ist gerade in dieser Zeit notwendig, Grenzen zu setzen. Was soll man noch dulden?»

Von Andreas Schirmer und Maximilian Haupt, dpa