Erst nach dem Rennen ging Alexandra Föster die Puste aus. Der fulminante Schlussspurt zum überraschenden Einer-Sieg im Weltcup-Finale von Luzern forderte seinen Tribut. Während ihre Konkurrentinnen Silber und Bronze in Empfang nahmen, blieb das oberste Treppchen leer.
«Ich brauchte einen Moment, um körperlich wieder fit zu werden. Ich habe mich nicht geschont und alles gegeben», kommentierte die 20-Jährige ihre Abstinenz auf dem Siegersteg. Mit ihrem Parforceritt über den Rotsee sorgte das Ruder-Talent aus Meschede für den einzigen DRV-Sieg in den 14 olympischen Bootsklassen und stahl damit selbst dem Achter die Show.
Noch bei der 1500-Meter-Marke lag Föster scheinbar abgeschlagen auf Rang vier, zog aber im Finish an ihren verdutzten Gegnerinnen Tara Rigney (Australien) und Jeanine Gmelin (Schweiz) vorbei. Auch Minuten nach dem Rennen bereitete der Kreislauf Probleme und stabilisierte sich erst nach der Siegerehrung. Das konnte den Stolz über die verspätet überreichte Goldmedaille nicht schmälern. Mit leuchtenden Augen ließ Föster ihren Coup im Kreis der Weltelite Revue passieren: «Das war geil. Im Rennen habe ich mich nur auf mich konzentriert und gar nicht mitbekommen, dass ich vorne bin.»
Stark verjüngter Achter auf Rang drei
Dagegen kam der Deutschland-Achter im Vergleich zum Sieg vor drei Wochen in Posen vom Erfolgskurs ab. Wie auch vielen anderen Booten macht der nach Olympia anstehende Umbruch auch dem DRV-Flaggschiff zu schaffen. Die stark verjüngte und auf sechs Positionen veränderte Crew um Schlagmann Mattes Schönherr (Potsdam) musste sich im Finale mit dem dritten Rang hinter den überlegenen Briten und dem Team aus Australien begnügen. «Am Ende hatten wir nicht mehr viel im Tank und haben uns ins Ziel gerettet. Es ist aber gut, dass wir es auf das Podium geschafft haben. Insgesamt lief es an diesem Wochenende aber nicht wie erhofft», bekannte Steuermann Jonas Wiesen (Treis-Karden).
Für einen weiteren Podestplatz sorgte Marc Weber, der den erkrankten Oliver Zeidler im Männer-Skiff vertrat. Mit Platz drei blieb der Marburger deutlich über den Erwartungen. «Das hätte ich nie gedacht», schwärmte Weber, «ich bin hier völlig blauäugig angetreten.»
DRV in sieben Endläufen nicht vertreten
In vielen anderen Bootsklassen liegt die Weltspitze jedoch bedenklich weit entfernt. So betrug der Abstand des Frauen-Doppelvierers, lange Jahre ein Aushängeschild des Verbandes, im Finale über elf Sekunden auf Sieger China. In sieben Endläufen war der DRV erst gar nicht vertreten. DRV-Cheftrainerin Brigitte Bielig warb um Geduld: «Wir sind im Umbruch und haben einen Großteil von U23-Ruderern, die herangeführt werden müssen. Das ist ein bisschen langfristiger.»
Bis zur EM vom 11. bis 14. August auf der Olympia-Strecke von 1972 bleibt noch viel Arbeit. Aus den Ergebnissen von Luzern will Bielig «Nominierungsrückschlüsse für EM und WM» ziehen. Die WM findet vom 18. bis 25. September im tschechischen Racice statt.
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