An der Hand von «Tante Ons» erkundete die 15 Monate alte Cecilia das Wimbledon-Gelände, die achtjährige Charlotte schlägt gerne ein paar Bälle mit Ons Jabeur.
Tatjana Maria und ihre Familie mit zwei Töchtern verbindet eine innige Beziehung zur tunesischen Weltklassespielerin – ausgerechnet im Halbfinale des Rasen-Klassikers treffen die beiden am Donnerstag (14.30 Uhr MESZ) auf dem Centre Court zum größten Auftritt ihrer Karriere aufeinander.
Maria: «Wir verstehen uns mega»
«Wir kennen uns seit Ewigkeiten, sie liebt die Kinder», beschrieb die zweifache Mutter Maria das im Profisport außergewöhnliche Verhältnis zur Weltranglisten-Zweiten. «Sie sieht meine Kinder fast als ihre Kinder an, deswegen ist sie eigentlich Teil unserer Familie. Wenn sie Charlotte sieht, spielt sie mit Charlotte Tennis. Wenn sie Ceci sieht, ist das ihr Baby. Wir verstehen uns mega.»
Eigentlich wäre die Geschichte von Maria und ihrem reisenden Familienunternehmen schon so märchenhaft genug: Weniger als ein Jahr nach der Rückkehr nach der Geburt ihrer zweiten Tochter ist die 34-Jährige, die zuvor maximal die dritte Runde bei einem Grand-Slam-Turnier erreichte, so gut wie nie zuvor. Ihr Ehemann Charles-Edouard trainiert sie auch am Mittwoch wieder auf Platz 1, jeden Morgen steht in Wimbledon zuerst die Tennis-Übungsstunde der achtjährigen Charlotte an, beide Töchter sind während der Matches in der Kinderbetreuung des Turniers.
«Ich freue mich wirklich für sie, dass sie bekommt, was sie verdient», sagte die 27 Jahre alte Jabeur über ihre gute «Barbecue-Freundin» Maria. «Sie hatte sehr zu kämpfen. Es ist nicht einfach, zurückzukommen, nachdem man zwei Babys bekommen hat. Es wird ein großartiges Match zwischen uns, mit viel Respekt.»
«Mutter aller Comebacks»
Auch international wächst die Aufmerksamkeit für die «Mutter aller Comebacks», wie die «Daily Mail» angesichts der Aufholjagden Marias auch im deutschen Viertelfinal-Krimi gegen Jule Niemeier über drei Sätze kalauerte. Bei der BBC durfte Charlotte ihre Mutter interviewen: Wer ist deine Lieblingsspielerin? Antwort: Serena Williams und Ons Jabeur.
In Palm Beach Gardens wohnt die in Bad Saulgau geborene Maria an der Ostküste Floridas in der Nachbarschaft der Williams-Schwestern, tauscht sich mit Serena auch über das Muttersein aus. Beide fordern mehr Rechte für Mütter und Familien auf der Tour, Maria setzt sich unter anderem für gesonderte Regeln bei einer Rückkehr nach Schwangerschaft ein.
Auch über eine Kinderbetreuung im Stile der Grand-Slam-Turniere würde sich Maria flächendeckender freuen. «Es ist super für die Kinder, die kennen sich alle. Es ist schön, dass sie immer zusammen sind, das ist eine super Hilfe für uns», sagte sie in Wimbledon. «Es ist schade, dass es das bei den anderen größeren Turnieren wie in Indian Wells oder Miami nicht gibt.»
Kinderbetreuung in Wimbledon
Noch immer sind Mütter auch im Profitennis eher eine Seltenheit. Im Feld dieses Jahres gab es neben Maria und Serena Williams nur noch die Belgierin Yanina Wickmayer. In der 138-jährigen Geschichte des Damen-Tennis in Wimbledon holten sich erst vier Mütter den Titel, nach dem Ersten Weltkrieg war es nur noch die Australierin Evonne Goolagong-Cawley 1980.
So wäre der vierte Triumph einer deutschen Tennisspielerin an der Church Road nach Cilly Aussem, Steffi Graf und Angelique Kerber gleich aus mehreren Gründen eine absolute Sensation. Trotz aller Freundschaft hat Ons Jabeur aber etwas dagegen. «Es ist schwer, gegen sie zu spielen, und ich habe schon mit Charlotte gescherzt: Wirst du mich unterstützen oder deine Mama? Ich versuche, die Kids auf meine Seite zu ziehen», sagte die Tunesierin lachend. «Vielleicht sind wir zwei Stunden lang keine Freunde oder wie lange das Match auch dauert. Aber am Ende werden wir wieder Freunde sein.»
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