Trainer Bennet Wiegert vergoss in den Armen seiner Ehefrau Christine Freudentränen, die Spieler tanzten mit ihren Kindern ausgelassen über das Parkett: 7683 Tage nach dem ersten Titelgewinn in der Vereinsgeschichte ist der SC Magdeburg wieder deutscher Handball-Meister.
Mit dem 31:26 (15:15)-Sieg gegen HBW Balingen-Weilstetten machte der souveräne Bundesliga-Tabellenführer den Triumph am Donnerstag vorzeitig perfekt. «Es ist ein fantastisches Gefühl. Ich bin so stolz auf die Jungs», sagte Wiegert beim Pay-TV-Sender Sky.
Der entthronte Titelverteidiger THW Kiel kann den neuen Champion in den ausstehenden Saisonspielen nicht mehr einholen. Die offizielle Meisterehrung steigt zwar erst am 12. Juni beim letzten SCM-Heimspiel gegen die Rhein-Neckar Löwen, doch schon nach dem Abpfiff knallten unter den Freudengesängen der 6449 Fans in der ausverkauften GETEC-Arena die Sektkorken.
«Es ist unbeschreiblich. Wir haben uns seit zehn Jahren Schritt für Schritt dahin gekämpft», sagte Linksaußen Matthias Musche. Und Nationalspieler Lukas Mertens erklärte: «So richtig begreifen kann man es noch nicht. Wir haben es uns verdient, die Schale nach dem letzten Spiel hochzuheben.»
Zähes Spiel und knapper Sieg
Die Gäste erwiesen sich lange als Party-Crasher. Der Favorit, der am vergangenen Sonntag die Titelverteidigung in der European League durch eine knappe Endspielniederlage gegen Benfica Lissabon verpasst hatte, tat sich von Beginn an schwer und konnte sich zu keiner Zeit absetzen. «Es hat viel mentaler Druck auf uns gelastet. Wir haben einen kleinen Rucksack mit uns herumgetragen, die Aufgabe am Ende aber erledigt», resümierte Wiegert. Erst sechs Minuten vor Ultimo gelang beim 27:24 erstmals eine Drei-Tore-Führung – die Vorentscheidung. Unter dem Jubel der Zuschauer wurde der Vorsprung sicher über die Zeit gebracht.
Mit dem Triumph hat Wiegert im siebten Jahr seiner Amtszeit sein Meisterstück abgeliefert. Der 40-Jährige, der 2001 beim ersten und bisher einzigen Titelgewinn unter dem heutigen Bundestrainer Alfred Gislason als Spieler dabei war, gilt als Architekt des Magdeburger Erfolgs. Seit der Sohn des 1980er Olympiasiegers Ingolf Wiegert 2015 das Traineramt übernahm, ging es kontinuierlich voran.
Nur zwei Bundesliga-Niederlagen
Der Triumph des Traditionsvereins, der zehn DDR-Meistertitel einspielte sowie 1978 und 1981 den Europapokal der Landesmeister – den Vorgängerwettbewerb der Champions League – gewann, hatte sich schon lange abgezeichnet. Das Team um die isländischen Rückraum- Asse Gisli Kristjansson und Omar Ingi Magnusson verlor in dieser Saison nur zwei Bundesligaspiele – in Flensburg und gegen Kiel. «Das zu erleben ist Wahnsinn», sagte Kristjansson.
«Es ist uns mit Bennet Wiegert gelungen, den Kader noch einmal zu verstärken. Die Neuzugänge sind optimal eingeschlagen», beschrieb SCM-Geschäftsführer Marc-Henrik Schmedt die Erfolgsformel. Zudem blieb der Meister im Verlauf der Saison weitgehend von Verletzungen oder Corona-Ausfällen verschont. So gelang der ersehnte Sprung an die Spitze, nachdem Magdeburg seit 2018 stets Rang drei hinter dem Spitzen-Duo THW Kiel und SG Flensburg-Handewitt belegt hatte. «Es war nicht einfach, aber wir haben es die gesamte Saison über sehr gut gemacht», sagte Kristjansson.
Lohn ist die Rückkehr in die Champions League, die der Club 2002 gewann. Bis auf Torhüter Jannik Green (Paris Saint-Germain) und Magnus Gullerud (Kolstad IL), die den Verein verlassen, plant der Verein mit seinen Leistungsträgern teilweise langfristig. «Ich hoffe, das ist nicht der letzte Titel», sagte Rückraumspieler Marko Bezjak.
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