Tibor Pleiß ist unter die Hobby-Fotografen gegangen. Immer wenn es die Zeit zulässt, schnappt sich der Basketballer seine Kamera und schlendert durch die Gegend.
«Die Bilder kommen meist zustande, wenn ich alleine unterwegs bin. Kopfhörer in die Ohren, und dann lasse ich mich einfach treiben», sagte Pleiß. «Die Motive, die mich interessieren, kommen dann von ganz alleine.»
Das gewünschte Motiv an diesem Wochenende muss Pleiß nicht lange suchen. Das Objekt der Begierde, das er fotografieren, aber vor allem in den eigenen Händen halten will, ist klar umrissen: der Siegerpokal für den Gewinn der Euroleague ist es, dem der Fokus von Pleiß voll und ganz gilt. «Es wäre eine großartige Sache, wenn wir das Ding noch einmal gewinnen können», sagte Pleiß vor dem Final Four in der serbischen Hauptstadt Belgrad der Deutschen Presse-Agentur.
Im Halbfinale trifft der 32 Jahre alte Center am Donnerstag (18.00 Uhr/Magentasport) mit seinem Club Anadolu Efes Istanbul auf Olympiakos Piräus. Im zweiten Halbfinale spielen die beiden spanischen Topclubs Real Madrid und FC Barcelona gegeneinander. Das Endspiel findet dann am Samstag statt. Bayern München war im Viertelfinale knapp am FC Barcelona gescheitert.
«Freue mich riesig auf das Wochenende»
«Ich freue mich riesig auf das Wochenende», sagte Pleiß. «Allein die Qualifikation für das Final Four ist schon ein Erfolg», sagte der Center, der den Titel bereits im vergangenen Jahr mit Istanbul in Köln holte. «Klar, will man die Euroleague gewinnen. Aber wenn man sich vorstellt, wie viele Spieler das ganze Jahr auf dieses eine Turnier hinarbeiten, so viel Schweiß und Herzblut da reinstecken, und dann zählst du zu den wenigen Spielern, die es geschafft haben. Ich bin schon jetzt stolz, dass wir es wieder geschafft haben.»
Pleiß hatte daran maßgeblichen Anteil. Im vierten Viertelfinalspiel gegen Mailand explodierte der Kölner förmlich und war mit 25 Punkten, sechs Rebounds, zwei Steals und zwei Blocks der überragende Akteur auf dem Parkett. Nun kann er in Belgrad etwas schaffen, was vor ihm noch keinem deutschen Basketballer gelungen ist: Den Titel in Europas Königsklasse zwei Mal zu gewinnen.
Bei Herbert auf dem Zettel
Dass Pleiß in Deutschland dennoch nach wie vor unter dem Radar läuft liegt auch daran, dass er nach einem Zerwürfnis mit dem Verband seit Sommer 2016 nicht mehr für die Nationalmannschaft gespielt hat. Damals hatte er die DBB-Auswahl mitten in der EM-Qualifikation verlassen, weil er in Vertragsverhandlungen mit Clubs aus der NBA und Europa stand, nachdem seine Zeit bei den Utah Jazz zuvor zu Ende gegangen war. Der damalige Bundestrainer Chris Fleming schenkte ihm danach keine Beachtung mehr.
Doch inzwischen hat sich das Verhältnis zum Verband normalisiert, der aktuelle Nationalcoach Gordon Herbert hat Pleiß auf dem Zettel. «Natürlich ist Tibor ein Thema», sagte der Kanadier. Erst vor kurzem war er in Istanbul, um mit Pleiß über den Sommer mit der EM in unter anderem Köln und Berlin zu sprechen. Ob es zum Comeback kommt, steht aber noch nicht fest. «Mein voller Fokus liegt erst einmal auf dem Final Four in der Euroleague.» Die Bereitschaft für eine Rückkehr in die Nationalmannschaft sei grundsätzlich da, «aber ich muss auf meinen Körper hören und gucken, was die Gesundheit sagt». Schöne Foto-Motive gäbe es in Köln und Berlin auf jeden Fall.
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