Auch für Markus Gaugisch hat der Tag nur 24 Stunden. Das wurde bei der Vorstellung des neuen Trainers der deutschen Handballerinnen gleich mehrfach betont, es bleibt dennoch schwer zu begreifen.
Gaugisch arbeitet ab sofort als Bundestrainer, Vereinscoach des Bundesliga-Spitzenreiters SG BBM Bietigheim und zudem noch als Gymnasiallehrer – und das alles an auf 24 Stunden begrenzten Tagen. «Ich glaube, dass es für Markus unglaublich anstrengende Monate sein werden», sagte DHB-Sportvorstand Axel Kromer. Trotzdem könnte Gaugisch derzeit kaum zufriedener sein. Mehrfach lächelte der Schwabe über die sich ihm bietende Chance.
Mit den DHB-Frauen zurück in die Weltspitze
Erst am 14. April gab der Deutsche Handballbund (DHB) seine Anstellung bekannt, am Montag darauf leitete Gaugisch in Hennef die erste Trainingseinheit. Und am 20. April Donnerstag (19.30 Uhr) geht es für den Familienvater, der am Mittwoch 48 Jahre alt wird, gleich um alles: mit einem Sieg im abschließenden Qualifikationsspiel gegen Außenseiter Griechenland will sich die DHB-Auswahl ihr Ticket für die Europameisterschaft sichern. Das Turnier im November in Nordmazedonien, Slowenien und Montenegro soll dann zu Gaugischs erster Bewährungsprobe werden. Doch der gebürtige Göppinger denkt schon weiter.
Der Nachfolger des Niederländers Henk Groener, der seinen auslaufenden Vertrag nicht verlängern wollte, möchte die DHB-Auswahl zurück in die Weltspitze führen. Als großen Schritt dorthin peilt er die Qualifikation für die Olympischen Spiele 2024 in Paris an. «Das möchte ich anstreben mit der Nationalmannschaft. Und das ist natürlich ein hohes Ziel, die deutsche Frauen-Nationalmannschaft war schon lange nicht mehr dabei», sagte er. Zuletzt hatten die deutschen Handballerinnen 2008 an Sommerspielen teilgenommen. «Das ist ein ambitioniertes Ziel. Ich glaube aber, dass man solche Schritte nur machen kann, wenn man sich solchen Dingen eben auch stellt».
Nur Professionalisierung bringt das Spitzenprodukt
Spitzenplätze wurden bei den vergangenen Großturnieren regelmäßig verpasst. Aber Gaugisch hat schon ein Rezept in der Tasche. Er will die Abwehr stärken, daraus Gegenstöße kreieren und daneben die Kommunikation mit den Bundesligisten intensivieren. Sein Wunsch: Die Clubs sollen ihre Strukturen professionalisieren, damit viele seiner Spielerinnen künftig im Idealfall neben dem Handball nicht noch einen Beruf ausüben müssen. «Und das müssen wir als Nationalteam unterstützen», forderte er. «Nur die Professionalisierung bringt dann eben das Spitzenprodukt.» Und die erhofften Spitzenplätze.
Dass Gaugisch dafür genau der Richtige ist, daran ließ Sportvorstand Kromer keinen Zweifel. Beide kennen sich lange, vor vielen Jahren spielten sie gemeinsam beim VfL Pfullingen. Später trainierten sie auch eine Jugendmannschaft zusammen. «Natürlich ist die Qualität des Trainers das alles Entscheidende», sagte Kromer. «Zudem ist Markus ein sehr kommunikativer Mensch, der offen auf Leute zugeht.» Und der nun vor sehr anstrengenden Monaten steht. Immerhin den Lehrer-Job wird er mit Beginn der Sommerferien aufgeben. Bietigheim wird er parallel noch bis 2023 trainieren.
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