10. November 2024

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Nkunku trifft, Tedesco jubelt: RB Leipzig im Halbfinale

Von der beeindruckenden Stimmung in Bergamo lässt sich RB Leipzig nicht einschüchtern. Durch den Einzug ins Halbfinale der Europa League sind die Hoffnungen auf den ersten Titel so groß wie noch nie.

Erst herzte Domenico Tedesco jeden Spieler von RB Leipzig, dann ging der Coach in sich gekehrt in die Kabine. Ein Doppelpack des überragenden Christopher Nkunku zum 2:0 (1:0) bei Atalanta Bergamo bescherte dem Bundesligisten den ersten Einzug in ein Europa-League-Halbfinale.

Vor 19.860 Zuschauern im ausverkauften Gewiss-Stadion sorgte Nkunku in der 18. Minute nach einem Konter für die Führung und machte in der 87. Minute mit einem verwandelten Foulelfmeter alles klar. Das RB-Team ging danach geschlossen in die Fan-Kurve und feierte mit den 800 mitgereisten Anhängern, im ohrenbetäubend lauten Fußball-Tempel von Bergamo pfiffen die heimischen Fans dagegen wütend.

Leipzig spielt nun gegen die Glasgow Rangers um den Einzug ins Endspiel am 18. Juni in Sevilla. Die Halbfinals finden am 28. April und 5. Mai statt. «Wir haben hart gearbeitet und wollen versuchen, den Pokal zu gewinnen», sagte Matchwinner Nkunku nach der Partie.

«Der Schlüssel waren Ballgewinne»

«Unser Plan ist sehr gut aufgegangen. Wir haben die Räume gut geschlossen, gut nach vorn verteidigt. Das war kein einfaches Spiel in dieser Atmosphäre», erklärte Torhüter Peter Gulacsi. Tedesco wollte keinen einzelnen Spieler herausheben. «Der Schlüssel waren Ballgewinne und die Abschlüsse daraus», sagte der RB-Coach.

Mit der immens lauten Ultra-Tribüne Curva Nord im Rücken drückte Atalanta – in Italien nur «Die Göttin» genannt – auf ein frühes Tor. Spielmacher Ruslan Malinowskyj setzte mit Vorliebe die hoch stehenden Außenverteidiger Hans Hateboer und Davide Zappacosta ein. Doch mehr als ein Schuss aus spitzem Winkel von Zappacosta, dem im Hinspiel ein Eigentor zum 1:1-Endstand unterlaufen war, kam anfangs nicht heraus.

Leipzig bekam mehr Sicherheit. Das lag auch daran, dass Bergamo nicht so körperlich wie im Hinspiel agierte und auffällig konteranfällig war. Konrad Laimer startete einen ersten Testlauf über die rechte Seite, flankte ins Zentrum – dort erwischte der mitgelaufene Benjamin Henrichs (13.) den Ball nicht richtig.

Nur fünf Minuten später lief es dann perfekt. Henrichs schickte Laimer auf der rechten Bahn, der österreichische Nationalspieler sprintete über den halben Platz und zog in den Strafraum. Nkunku musste beim punktgenauen Rückpass Laimers nur den Fuß hinhalten, vom Innenpfosten schlug der Ball im Netz ein. Für den Franzosen war es wettbewerbsübergreifend das 29. Tor im 43. Spiel. Kurz vor der Pause hatte Laimer das zweite Tor auf dem Fuß, doch sein Schuss trudelte am langen Pfosten vorbei.

Diskussionspunkt ein vermeintliches Handspiel

Atalanta kam mit viel Wut und viel Druck aus der Pause und hatte durch Malinowskyjs (50.) Freistoß aus 18 Metern die erste große Möglichkeit. Der Schuss blieb in der Mauer hängen, nach Hinweis des Videoschiedsrichters schaute sich Referee Antonio Lahoz die Szene nochmals an. Diskussionspunkt war ein vermeintliches Handspiel von Dani Olmo im Strafraum – doch Lahoz blieb bei seiner Meinung und verweigerte den Strafstoß. Das erzürnte die Fans auch später noch.

Der nächste Leipziger Konter führte zur nächsten Großchance. Torwart Juan Musso verschätzte sich bei einer Hereingabe von Nkunku, und Laimer (56.) hatte plötzlich das leere Tor vor sich. Doch Musso bekam beim Abschluss aus wenigen Metern gerade noch eine Hand dazwischen. Bergamos Trainer Gian Piero Gasperini reagierte und brachte im Hinspiel-Torschützen Luis Muriel einen zweiten Stürmer.

Nach einem Standard kam Bergamo zur bis dahin größten Chance. Hans Hateboer (63.) machte bei einer Flanke in den Strafraum ein langes Bein, doch der Ball flog über das Tor. Auf der anderen Seite wirbelte Nkunku (68.) wieder, sein Abschluss landete diesmal am Außennetz. Atalanta erhöhte den Druck noch einmal, hatte durch Teun Koopmeiners (69.) und Muriel (70.) gefährliche Abschlüsse. Doch der Mann des Abends war Nkunku, der auch den Elfmeter herausholte und verwandelte.

Von Tom Bachmann, dpa