Angelique Kerber ist gefordert. Und die beste deutsche Tennisspielerin weiß, wie kompliziert diese Aufgabe ist. In einer bisher mäßigen Saison führt die 34-Jährige die deutschen Tennis-Damen in Kasachstan an.
Auf dem von ihr weniger geliebten roten Sand steht Kerber am Freitag und Samstag in Nur-Sultan mit in der Verantwortung, dass bei einer Niederlage nicht der Abstieg aus der Weltgruppe droht. Nur die Siegerinnen erreichen die Finalwoche des Mannschaftswettbewerbs, an dessen nicht mehr ganz so neuen Namen Billie Jean King Cup sich noch mancher gewöhnen muss.
«Es wäre ein Traum für Deutschland, den Billie Jean King Cup zu gewinnen, aber realistisch gesehen stehen wir jetzt mit der anstehenden Vorrunde ganz am Anfang und zählen auch nicht unbedingt zu den Favoriten», sagte Kerber der Deutschen Presse-Agentur. Die Finalwoche steigt wie die Abstiegsrunde erst im November.
Kerber «im Hier und Jetzt»
Sie freue sich auf die anstehenden Aufgaben, sagte Kerber auch. Sie wolle «im Hier und Jetzt» alles daran setzen, «das Beste aus mir rauszuholen». Den Satz mit dem «Hier und Jetzt» antwortete die langjährige deutsche Nummer eins auf die Frage zu ihren Gedanken nach ihrer Zukunft. Über ein mögliches Karriereende wird immer mal wieder gerätselt, auch weil es nicht mehr so gut läuft wie in ihren Erfolgsjahren 2016 und 2018, als sie bei den Australian Open und den US Open sowie in Wimbledon triumphierte.
Dass die dreimalige Grand-Slam-Turniersiegerin eine Top-20-Spielerin besiegt, ist keine Selbstverständlichkeit mehr. Darauf könnte es nun aber in der wahrscheinlichen Begegnung mit der Weltranglisten-19. Jelena Rybakina ankommen. Auch die kasachische Nummer zwei, Julia Putinzewa, Weltranglisten-52., gilt als unangenehme Gegnerin.
Wie stark Kerber in ihren ersten Sandplatz-Partien der Saison spielt, ist ebenso fraglich wie bei ihren Teamkolleginnen. Laura Siegemund meldete sich nach ihrer Operation am Knie mit zwei Titeln im Doppel eindrucksvoll zurück, im Einzel aber noch nicht. Für Anna-Lena Friedsam wäre ein Einzel ebenso ein Debüt wie für Jule Niemeier.
Erst wenige Matches 2022
Kerber bestritt erst wenige Matches in diesem Jahr. Das Coronavirus hatte die Weltranglisten-17. in der Vorbereitung auf das neue Jahr ausgebremst. Erst im März gelang ihr der erste von bisher nur zwei Siegen. Zuletzt verlor sie gegen die neue Nummer eins Iga Swiatek aus Polen und Naomi Osaka aus Japan – starke Gegnerinnen.
Dass sich Kerber in den Dienst der Mannschaft stellt, auch wenn die Reise nach Kasachstan für ihre persönlichen Ambitionen eher hinderlich ist, ist ihr durchaus anzurechnen. Schließlich beginnt schon am Montag das hochklassig besetzte Heimturnier in Stuttgart.
«Je älter sie wird, umso gelassener wird sie», erklärte Teamchef Rainer Schüttler, lobte Kerbers Fitness und bemerkte, sie habe noch immer Spaß am Tennis: «Sie möchte auf jeden Fall in der Zeit, in der sie noch spielt – sie wird ja auch nicht jünger -, das Bestmögliche erreichen.» Der 45-Jährige zählt zu der Reihe von Trainern, mit denen Kerber in den vergangenen Jahren auch auf der Einzel-Tour zusammen arbeitete. Seit dieser Saison reist die einstige Weltranglisten-Erste ohne festen Coach – und hält das (noch) für den richtigen Weg.
«Vielleicht wird sich das zu einem späteren Zeitpunkt noch mal ändern, derzeit bin ich aber zufrieden, wie mein Team aufgestellt ist», sagte Kerber. Im deutschen Team in Kasachstan fehlt ihre Tennis-Freundin Andrea Petkovic. Kerbers langjährige Wegbegleiterin musste wegen einer Adduktorenverletzung absagen.
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