Tritt Tiger Woods wirklich an? Diese Frage elektrisiert kurz vor dem Start des legendären Masters in Augusta die Golf-Welt.
Einer der bekanntesten Sport-Moderatoren der USA brachte den Trubel um den Mann, der in seiner außergewöhnlichen Karriere 683 Wochen die Nummer eins der Welt war, auf den Punkt: Sollte Woods antreten, «dann könnt ihr Jungs alle nackt spielen und niemand würde bemerken, dass ihr da seid», scherzte der ESPN-Anchorman Scott Van Pelt.
Es herrscht Ausnahmestimmung rund um den geschichtsträchtigen Augusta National Golf Club. 14 Monate nach dem schweren Autounfall des 46 Jahre alten Superstars aus Kalifornien, bei dem er sogar den Verlust seines rechten Beines befürchten musste, ist das mögliche Comeback des 15-maligen Major-Siegers beim ersten Major-Turnier des Jahres Gesprächsthema Nummer eins.
Entscheidung kurz vor Turnierstart
Doch die Antwort darauf kann nur Tiger Woods selbst geben. Noch hat er sich nicht entschieden. Noch lässt er alle zappeln. «Es wird kurz vor Turnierstart eine Entscheidung geben, ob ich antrete», teilte er zuvor via Twitter mit. Das Masters beginnt an diesem Donnerstag. Woods besitzt als ehemaliger Champion ein lebenslanges Startrecht.
Eine kleine Meldung über eine geheime Trainingsrunde auf der wunderschönen Anlage an der Magnolia Lane im US-Bundesstaat Georgia vor gut einer Woche löste den riesigen Hype aus. Gemeinsam mit Sohn Charlie und seinem guten Freund Justin Thomas hatte Woods alle 18 Löcher auf dem Kurs gespielt. Am vergangenen Sonntag reiste er erneut nach Augusta, um die Vorbereitung für das Turnier wieder aufzunehmen.
Trainingsrunde heizt Hype noch mehr an
«Er sah aus wie der Tiger, den wir vor dem Unfall gesehen haben», schwärmte PGA-Profi Billy Horschel, der Woods in Augusta beim Bälle schlagen zuschaute. Der Golfschwung und die Schnelligkeit seien wieder da. Eilig verbreiteten die Turnierveranstalter dann auch noch einen einminütigen Video-Clip von Woods‘ Trainingsrunde in den sozialen Netzwerken und heizten den Hype damit noch mehr an.
Doch die entscheidende Frage für Woods wird sein: Wie geht es seinem rechten Bein? Kann er das bei dem Unfall mehrfach gebrochene Bein voll belasten? Kann er wieder beschwerdefrei laufen? Der Par-72-Golfplatz gehört zu den hügeligsten Kursen auf der US-Tour und verlangt den Profis eine gehörige Portion Fitness ab. «Er sah phänomenal aus», sagte der Masters-Sieger von 1992, Fred Couples, nach einer kurzen Runde mit Woods. «Wenn er hier 72 Löcher herumlaufen kann, wird er mithalten können. Er ist einfach zu gut.»
Eine ganz besondere Liebe
Woods und der Augusta National Golf Club – es ist eine ganz besondere Liebe. Vor 25 Jahren schrieb Woods beim Masters mit seinem ersten Major-Sieg Golf-Geschichte. 1997 gewann er mit dem Rekordvorsprung von zwölf Schlägen seinen ersten von fünf Masters-Titeln. Auch 2001, 2002 und 2005 konnte der US-Star das grüne Sieger-Jackett überstreifen. 2019 folgte dann Titel Nummer fünf. Es war nach Jahrzehnte langer Leidenszeit mit persönlichen Tiefpunkten, Verletzungen und zahlreichen Operationen eines der größten und emotionalsten Comebacks der Sport-Geschichte.
Sein letztes offizielles PGA-Turnier war das Masters im November 2020, das wegen der Corona-Pandemie in dem Jahr nicht zum üblichen Termin im Frühjahr ausgetragen worden war. Im Februar 2021 ereignete sich dann der schwere Unfall. Woods war südlich von Los Angeles mit dem Auto von der Straße abgekommen, hatte sich mehrfach überschlagen und dabei komplizierte Brüche am rechten Bein erlitten. Drei Wochen lag er im Krankenhaus und danach weitere drei Monate in einem Krankenbett bei sich zu Hause in Florida. Dann begann er mit der Reha.
Doch wer den ehrgeizigen Kalifornier kennt, weiß, einfach nur bei einem Turnier mitzuspielen, ist nicht sein Ding. Woods will jedes Turnier, bei dem er an den Abschlag geht, gewinnen. Sollte er beim diesjährigen Masters antreten, wäre es das nächste märchenhafte Comeback des Tiger Woods.
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