Die Frage nach dem Boss stellt sich nicht. Auch in seiner dritten Amtszeit ist Louis van Gaal bei Oranje der Chef.
Egal ob Haltung gegen Katar, Taktik oder die Frage nach seinem Nachfolger – der 70-Jährige bestimmt den Diskurs rund um die Nationalmannschaft der Niederlande, die an diesem Dienstag (20.45 Uhr/ARD) die DFB-Elf in Amsterdam empfängt. Nach der für die Niederlande so enttäuschenden EM mit dem Achtelfinal-Aus gegen Tschechien trat Bondscoach Frank de Boer zurück, um einem Rausschmiss zuvorzukommen. Und bei der Suche nach einem Nachfolger landeten die Verantwortlichen schnell bei van Gaal, der sich 2016 eigentlich in den Ruhestand verabschiedet hatte.
«Wer soll es auch sonst machen?», fragte van Gaal bei seiner Vorstellung Anfang August. Da war es wieder, das unerschütterliche Selbstvertrauen von van Gaal, das in seiner Zeit beim FC Bayern auch die Münchner Bosse zu spüren bekamen. Van Gaal ist tausendprozentig von sich und seiner Arbeit überzeugt und tritt auch so auf. Die Aura des gebürtigen Amsterdamers lässt keine Fragen offen – van Gaal ist es, der die Richtung vorgibt.
Dabei lässt er sich durch nichts und niemanden beeinflussen. Das bekam auch Abwehrchef Virgil van Dijk zu spüren. Der Superstar vom FC Liverpool würde wie im Club unter Jürgen Klopp auch in der Nationalmannschaft gerne im 4-3-3-System spielen, das zudem in den Niederlanden eigentlich zur Fußball-DNA gehört. Doch van Gaal hat andere Pläne – also spielt die Elftal unter ihm im 3-4-3-System. «Wir haben die Diskussion schon geführt, als ich den Job angenommen habe. Ich habe zuerst auf die Spieler gehört, aber im Prinzip bestimmt der Trainer die Taktik.» Diskussion beendet.
Ergebnisse geben van Gaal recht
Und die Ergebnisse geben van Gaal recht. Stand die WM-Qualifikation unter de Boer noch auf der Kippe, löste Oranje das Katar-Ticket unter van Gaal am Ende doch souverän. Seit der WM-Dritte von 2014 wieder im Amt ist, haben die Niederländer kein Spiel mehr verloren. Am Samstag gab es in einem Freundschaftsspiel ein begeisterndes 4:2 gegen Dänemark. Jetzt freuen sich alle auf den Klassiker gegen Deutschland. Wie ernst van Gaal die Partie nimmt, zeigte seine Pressekonferenz am Montag. «Ich möchte die Aufstellung nicht verraten. Ich möchte es den Deutschen so schwer wie möglich machen», sagte van Gaal.
Die Partie ist ein Gradmesser auf dem Weg zur WM in Katar, bei der van Gaal an seinen Erfolg von vor acht Jahren anknüpfen will, als er das Team völlig überraschend auf Platz drei geführt hatte. Was er von dem Turnier in den Emiraten hält, hat van Gaal vor ein paar Tagen noch einmal deutlich gemacht. «Ich finde es lächerlich, dass wir in einem Land spielen werden, um – wie die FIFA sagt – den Fußball dort zu entwickeln, in dem man dort ein Turnier austrägt», sagte der Bondscoach. Es gehe um Geld, um kommerzielle Interessen, darum gehe es der FIFA.
Nach der WM in Katar soll für van Gaal dann wieder Schluss sein. Und wer dann übernehmen soll, hat der Trainer-Veteran auch schon einmal klar gemacht. Ronald Koeman, von 2018 bis 2020 schon einmal Trainer des Europameisters von 1988, soll es werden. «Er wäre ein guter Nachfolger», sagte van Gaal. Schwer vorstellbar, dass der Verband diesen Rat ignoriert.
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