Traum-Comeback nach 287 Tagen, Traum-Tor nach 114 Sekunden – die Rückkehr von Christian Eriksen auf den Rasen könnte ein kitschiges Kapitel aus einem Fußball-Märchen sein.
Doch die Geschichte ist wahr. Und auch diese Szene wird das zweite Leben des dänischen Fußballstars für immer prägen. Am 12. Juni 2021 war Eriksen beim EM-Spiel gegen Finnland mit einem Herzstillstand zusammengebrochen. Sein Leben hing an einem seidenen Faden.
Nach monatelanger Zeit des Leidens und der Ungewissheit hat sich Eriksen nun auch im Trikot der dänischen Nationalmannschaft zurückgemeldet. Und wie! Als der Held des Abends beim 2:4 (1:3) im Testspiel gegen die Niederlande zur Halbzeit auf den Rasen trabte, erhob sich der Beifall der 50.000 Zuschauer auf den Rängen der Johan Cruijff Arena wie ein Crescendo, und auch Bondscoach Louis van Gaal spendete stehend und fast ehrfürchtig Beifall.
Traum-Tor sorgt für Extase
Keine zwei Minuten nach Eriksens Einwechslung tobte das Stadion schon wieder: Der Spielmacher mit der Rückennummer 10 traf die Kugel perfekt, der Ball schlug oben links ein, plötzlich stand es nur noch 3:2. Oranje-Keeper Mark Flekken vom SC Freiburg war – anders als beim 1:1 durch Jannik Vestergaard – chancenlos. Und der Elftal-Debütant wäre es auch bei Eriksens Pfostenschuss in der 74. Minute gewesen.
«Ich bin immer noch derselbe Fußballspieler und will immer noch gewinnen», sagte Eriksen dem dänischen TV-Sender Kanal 5. Trotz aller Freude über seine Rückkehr wird der 110-malige dänische Nationalspieler diesen dramatischen Abend, jenen 12. Juni 2021 im Kopenhagener Parken, nie vergessen. «Es ist ein Teil von mir. Es ist ein Teil der Welt», sagte der 30-Jährige dem niederländischen TV-Sender NOS nach dem Comeback.
Erst vor einem Monat hatte er sein Pflichtspiel-Comeback gegeben, inzwischen ist Eriksen beim FC Brentford in der englischen Premier League angestellt. Denn bei seinem Ex-Club Inter Mailand durfte er mit dem ihm eingesetzten Defibrillator gemäß den Liga-Statuten nicht mehr spielen.
«Genieß es – und willkommen zurück»
Eriksen stand lange auch bei Ajax Amsterdam unter Vertrag, das TV-Interview gab er auf niederländisch. «Es ist eine Freude, ihn Fußball spielen zu sehen», sagte Auswahltrainer Kasper Hjulmand, er habe seinem Schützling vor allem eines mit auf den Rasen gegeben: «Genieß es – und willkommen zurück.»
Eriksen hielt sich dran. «Ich hatte hier gute Jahre, und ich weiß immer noch, wo das Tor steht», sagte der Rückkehrer, der auch seine Gegenspieler begeisterte. «Ich hatte Gänsehaut», sagte der niederländische Abwehrspieler Matthijs de Ligt. «Es ist großartig, dass er zurück ist – wie er getroffen hat, zeigt seine Klasse.»
Dabei wäre Eriksens Comeback fast an einer Corona-Infektion gescheitert, aber er meldete sich rechtzeitig fit. «Wunderbar, Christian Eriksen für Dänemark treffen zu sehen – 287 Tage nachdem wir das Schlimmste befürchten mussten. Fantastisch», schrieb der frühere englische Nationalspieler und heutige TV-Experte Gary Lineker bei Twitter. Und der FC Brentford twitterte: «Eine perfekte Story».
Die Elftal, am Dienstag wieder in Amsterdam der nächste deutsche Gegner, gewann durch die Treffer der beiden England-Profis Steven Bergwijn (16./71. Minute) und Nathan Aké (29.) sowie einen Foulstrafstoß von Memphis Depay (38.). Für die Dänen hatte Vestergaard zum 1:1 ausgeglichen (20.).
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