Nicht Tadej Pogacar, nicht Primoz Roglic – stattdessen hat Matej Mohoric die slowenische Erfolgsstory im Radsport fortgesetzt.
Der 27-Jährige holte sich am Samstag nach 293 Kilometern auf der Via Roma überraschend den Sieg beim 113. Frühjahrsklassiker Mailand-Sanremo und stahl damit den ganz großen Favoriten die Show. Mohoric rettete nach einer waghalsigen Attacke bei der Abfahrt vom Poggio einen Vorsprung von zwei Sekunden auf den Franzosen Anthony Turgis und dem Niederländer Mathieu van der Poel ins Ziel. Die deutschen Fahrer spielten keine Rolle, zumal Ex-Sieger John Degenkolb und Klassikerspezialist Maximilian Schachmann passen mussten.
Mohoric stemmte nach seinem Coup die Rennmaschine in die Höhe. Auch Pogacar klopfte seinem Landsmann anerkennend auf die Schulter. Der Tour-Champion wurde Fünfter, der Belgier Wout van Aert musste sich mit Platz neun begnügen. Die beiden Superstars hatten sich im Finale gegenseitig keinen Meter gegeben, dies spielte Mohoric in die Karten.
«Nach dem Poggio bin ich „All in“ gegangen. Ich kann es nicht glauben», sagte Mohoric, der den Sieg im Winter geplant hatte: «Dieses Rennen liegt mir und hat am Ende eine Abfahrt. Ich wusste, dass ich eine Chance habe, wenn ich am Poggio nicht abgehängt werde. Die Abfahrt habe ich vorher trainiert. Diesen Plan hatten wir schon lange.»
Jakobsen und Co. abgehängt
Pogacar, der in dieser Saison die beiden Rundfahrten Tirreno-Adriatico und UAE-Tour sowie das Schotterrennen Strade Bianche gewann, konnte dieses Mal nicht eine seiner gefürchteten Attacken starten. Dafür sorgte allein schon das starke niederländische Jumbo-Visma-Team um van Aert und Roglic, das an der Cipressa – dem vorletzten Anstieg – das Tempo extrem hochhielt. Das sorgte auch dafür, dass viele Sprinter wie Fabio Jakobsen (Niederlande) abgehängt wurden.
Ähnlich lief es am Poggio, wo Pogacar fast schon verzweifelt immer wieder attackierte und von der Konkurrenz zurückgeholt wurde. So fiel die Entscheidung erst auf der Abfahrt. Mohoric ist dabei kein Unbekannter. Der Mann aus Kranj gilt als tempofester Fahrer, der im vergangenen Jahr bereits zwei Tour-Etappen gewonnen hatte.
Aufgrund der Erkältungswelle im Radsport fehlten viele prominente Namen an der Startlinie. Der französische Weltmeister Julian Alaphilippe, Sieger von 2019, der italienische Europameister Sonny Colbrelli, Vorjahressieger Jasper Stuyven (Belgien) sowie die Sprintstars Caleb Ewan (Australien) und Sam Bennett (Iraland) mussten allesamt gesundheitlich passen.
Von der ohnehin schon kleinen deutschen Fraktion mit nur sieben Fahrern verabschiedete sich Routinier Roger Kluge Mitte des Rennens aus dem Feld. Der frühere Bahnrad-Weltmeister war mit einer Erkältung angeschlagen ins Rennen gegangen. Im Blickpunkt stand indes lange Zeit eine achtköpfige Ausreißergruppe, die kurz nach dem Start weggezogen war und zwischenzeitlich sieben Minuten vor dem Feld fuhr. Am Poggio war aber das Unterfangen für die letzten Ausreißer beendet.
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