22. November 2024

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Dennis Schröder selbstbewusst: «Kenne meinen Wert»

Dennis Schröder hat ein kompliziertes Jahr hinter sich - so wirkt es von außen. Abschied von den Lakers, nun von den Celtics zu den Rockets geschoben. Der 28-Jährige wirkt allerdings nicht beunruhigt.

Von außen betrachtet wirkt dieses Wochenende wie ein Sinnbild für den Unterschied zwischen Anspruch und Wirklichkeit von Dennis Schröder. Berlin statt Cleveland, deutsche Basketball-Provinz statt die ganz große Show in einer Halle mit LeBron James, Stephen Curry und Kevin Durant.

Während sich die besten Profis der NBA zum All Star Game treffen, ist der 28-Jährige in Deutschland und feuert die Basketball Löwen Braunschweig im Kampf um den Pokal an. Für die hat er bei der letzten Teilnahme am Top Four vor zehn Jahren noch selbst gespielt, inzwischen gehört ihm der Bundesligist. «Dass wir jetzt da sind, das ist Wahnsinn», sagte Schröder der Deutschen Presse-Agentur vor der Abreise.

Schröder lehnt hochdotierten Lakers-Vertrag ab

Vor einem Jahr spielte Schröder bei den Los Angeles Lakers im Team des damaligen NBA-Titelverteidigers an der Seite von LeBron James. Ein Angebot über vier Jahre und 84 Millionen US-Dollar Gehalt lehnte er ab und ging zum anderen Rekordmeister, den Boston Celtics – für ein Jahr und 5,9 Millionen US-Dollar Gehalt. Vor einer Woche holten die dann aber lieber Daniel Theis zurück und schickten Schröder dafür im Tausch zu den Houston Rockets. Die sind in der Western Conference Letzter und ohne Chance auf eine Teilnahme an den Playoffs.

Was sich liest wie ein Misstrauensvotum in Boston und eine Karriere in der Sackgasse, ist für Schröder allerdings überhaupt kein Grund zur Aufregung. «Wenn du das persönlich nimmst, dann bist du kein Geschäftsmann», sagt er und lächelt dabei.

Seit er noch bei den Atlanta Hawks einen Vertrag mit einem Gesamtvolumen über 70 Millionen US-Dollar unterschrieben habe, wisse er, «dass ich nicht mehr arbeiten gehen muss. Dass ich abgesichert bin, dass es meiner Familie gut geht. Ich habe meine zwei Kinder, meine Frau, meine Familie in Deutschland, die ich jetzt sehen werde – mehr brauche ich nicht.» Schröders Selbstbewusstsein hat durch die vergangenen zwölf Monate keinerlei sichtbaren Kratzer bekommen. Seine Gelassenheit scheinbar auch nicht. «Im Endeffekt kenne ich meinen Wert.»

Der Glaube an die eigene Qualität

Schröder hat seine Gründe – sowohl für das Nein zu den Lakers wie auch für den weiter vorhandenen Glauben an die eigene Qualität. «Es ist nicht so gewesen, wie ich mir das vorgestellt habe in LA. Es gab viele Dinge, wo ich mir gedacht habe, ich weiß nicht, ob ich da langfristig unterschreiben will», sagt er über das schillernste Team der NBA. «Ich habe da nicht so gespielt, wie ich kann. Ich habe da nicht so gespielt, wie ein Dennis Schröder einem Team helfen kann.»

Dass er dazu absolut in der Lage ist, hat er bei den Celtics immer wieder bewiesen – und ganz frisch in seiner erst zweiten Partie für die Rockets am Mittwoch. Am Tag vor der deutlichen Klatsche gegen die Clippers spielten die Texaner gegen das derzeit beste Team der Liga, die Phoenix Suns, und hatten den haushohen Favoriten am Rande einer Niederlage. Insbesondere, weil Schröder nicht nur 23 Punkte warf, sondern den Ball verteilte, dirigierte und die Mitspieler anleitete.

«Er ist ein sehr guter Kommunikator. Er weiß, wie er Jungs an die richtige Stelle kriegt. Er hat ein Bewusstsein für seine Mitspieler und übt viel Druck aus auf den Aufbauspieler des Gegners», lobt Rockets-Trainer Stephen Silas. Außerdem sei Schröder erfahren.

Basketballer geht es um Wertschätzung und Respekt

Unmittelbar nach dem Geschäft gingen einige Experten davon aus, dass die Rockets Schröder ausbezahlen und sich die Wege schnell trennen. Doch der Point Guard sagt: «Mein Berater macht seinen Job und spricht mit den Houston Rockets, und die wollten mich gerne für langfristig behalten. Dieses Jahr werde ich höchstwahrscheinlich hier bleiben.» Man könne zwar nie etwas ausschließen, «aber dass die Leute zu mir kommen und mir ein gutes Gefühl geben, das ist natürlich besser als alles andere», sagte Schröder.

Darum geht es ihm inzwischen vor allem: Gebraucht und wertgeschätzt zu werden. Verantwortung und Respekt sind Schröder sogar wichtiger als ein Titel in der NBA. «Ich will nicht irgendwo hingehen, wo ich einfach ’ne Meisterschaft gewinne. Da bin ich zu stolz zu. Ich will da auch eine große Rolle spielen und dazu beitragen», sagt er. «Mich wohlzufühlen, das ist jetzt Priorität für mich.»

Die Rockets seien daher gar kein schlechter Ort für ihn. Er sehe «viele, viele Spieler, die sehr, sehr talentiert sind. Wo wir ein paar Bausteine haben und drumherum bauen können.» Sollten im Sommer einige erfahrene Profis kommen aus Mannschaften, die zuletzt erfolgreich gespielt hätten, «dann können wir auch was reißen.» Schröder, so wirkt es, ist mit sich vollkommen im Reinen. Und freut sich auf Berlin und die Basketball Löwen Braunschweig.

Von Maximilian Haupt, dpa