Der goldene Glanz des Einzel-Triumphs von Denise Herrmann wird nach zu vielen mäßigen Olympia-Auftritten der deutschen Biathleten immer schwächer.
Roman Rees sorgte bei den Winterspielen in China als Sechster im Verfolgungsrennen noch für den sportlichen Höhepunkt eines recht trüben Wochenendes. Im Rennen der Frauen war Vanessa Voigt kurz zuvor als Zwölfte die beste Deutsche. Mit einer Medaille nach sieben von insgesamt elf Rennen setzt nach dem verheißungsvollen Start langsam Ernüchterung ein. Herrmann und Co. visieren in der Abschlusswoche nordwestlich von Peking nun in erster Linie weiteres Edelmetall in den Staffelrennen an.
Herrmann klagt über Ski
«Wir werden das Messer quer in den Mund nehmen und angreifen», sagte Herrmann mit Blick auf die Frauen-Staffel an diesem Mittwoch. Bereits am Dienstag sind die Männer gefordert und träumen insgeheim sogar von Gold. Dafür wird aber eine klare Steigerung notwendig sein. Bis zum letzten Meter solle jeweils zusammen im Team gearbeitet werden, forderte Herrmann, die Olympiasiegerin über 15 Kilometer: «Wir wollen definitiv mitkämpfen, aber es muss dafür alles glatt laufen.»
Genau das klappte zuletzt weder im Sprint noch in der Verfolgung. Nach dem schwächsten deutschen Frauen-Ergebnis über 7,5 Kilometer in der Geschichte der Winterspiele – Vanessa Voigt wurde am Freitag 18. – gelangen im Jagdrennen nur kleine Verbesserungen. «Ich war mit dem Material sowas von gar nicht konkurrenzfähig», klagte Herrmann.
Die 33-Jährige hatte sich am Sonntag trotz drei Strafrunden von Platz 22 auf 17 nach vorne gearbeitet. Vielleicht wäre noch mehr drin gewesen, doch nicht mit dem auffällig schwachen Material. «Ich habe mich gut gefühlt», sagte Herrmann in der ARD: «Aber wenn nicht wirklich alles zusammenpasst, wird es schwer, Zeit gutzumachen. Heute waren wir wirklich sehr, sehr weit weg von der Musik.»
Röiseland holt sich drittes Gold
Während Überfliegerin Marte Olsbu Röiseland aus Norwegen zum dritten Mal Gold gewann, landete die solide Olympia-Debütantin Voigt mit einem Schießfehler und 2:48,4 Minuten Rückstand jenseits der Top Ten. Silber sicherte sich wie bereits im Sprint die Schwedin Elvira Öberg. Bronze ging an Weltmeisterin Tiril Eckhoff aus Norwegen.
Immerhin qualifizierten sich neben Herrmann und Voigt auch Franziska Preuß (15.) und Vanessa Hinz (21.) für den Massenstart zum Abschluss der Winterspiele am kommenden Samstag. «Das zeigt, zu was das Team in der Lage ist. Auch wenn nicht alle Dinge 100 Prozent laufen», sagte Herrmann zu den Verbesserungen. Im Massenstart kämpfen die 30 derzeit besten Biathletinnen und Biathleten um die letzten Medaillen. Bei den Männern lösten in Roman Rees, Benedikt Doll, Philipp Nawrath und Johannes Kühn auch vier Deutsche ihr Ticket für kommenden Freitag.
Nur zu gerne hätten die Herren schon ihre erste Medaille geholt und nach Herrmanns Coup am vergangenen Montag nachgelegt. Doch Benedikt Doll als Achter des Sprints am Samstag und einen Tag danach Rees als Sechster im Jagdrennen kamen nicht ganz nach vorne. Doll enttäuschte einen Tag später mit sieben Fehlern als 32. der Verfolgung total.
Doll spricht von schwierigen Bedingungen
«Ich war irgendwie vom Kopf ziemlich müde», sagte Deutschlands derzeit bester Skijäger, der im Einzel schon ordentlicher Achter geworden war, und ergänzte: «Roman Rees hat das super gut gemacht. Den Willen konnte ich heute nicht aufbringen. Ich musste den letzten Rennen Tribut zollen.» Vor vier Jahren hatte Doll in diesem Wettbewerb in Pyeongchang noch Olympia-Bronze gewonnen.
Das war dieses Mal weit entfernt. «Das Ski-Material war sicher auch nicht optimal, aber das will ich nicht an die große Glocke hängen. Ich habe eine schlechte Leistung gezeigt», sagte Doll. Zudem sei bei eisigen Temperaturen und teilweise sehr böigem Wind auch noch zwischenzeitlich sein Gewehr vereist. «Das war insgesamt einfach ganz, ganz schwierig heute», sagte der Ex-Weltmeister im Sprint.
Seine zweite Goldmedaille gewann trotz aller Herausforderungen der Franzose Quentin Fillon Maillet vor dem Norweger Tarjei Bö und dem Russen Eduard Latypow. Rees erreichte das Ziel trotz nur eines Schießfehlers mit schon 2:30,2 Minuten Rückstand und war im Rennen um die Podestplätze chancenlos. Philipp Nawrath (19.) mit sieben und Johannes Kühn (12.) mit vier Fehlern hatten schon zur Hälfte des Rennens keine Chance mehr auf eine vordere Platzierung.
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