128 Kilometer pro Stunde zeigte die Anzeige am Xiaohaituo Mountain kurz bevor Deutschlands Skirennfahrer Dominik Schwaiger bei der Olympia-Abfahrt schwer stürzte.
Minutenlang blieb der Oberbayer bei klirrender Kälte im Schnee liegen und hielt sich seinen Arm. Dann wurde er in einem Rettungsschlitten weggefahren. Sieger des aus deutscher Sicht bitteren Tages wurde der Schweizer Beat Feuz, der seine erfolgreiche Abfahrtskarriere mit Gold krönte.
«Wir sind einfach nicht bei der Musik»
Schwaigers Teamkollegen Romed Baumann, Andreas Sander und Josef Ferstl belegten im ersten alpinen Herren-Rennen bei den Spielen in China die Plätze 13, 17 und 21. In Abwesenheit des sich nach einer Knie-OP noch in Reha befindlichen besten deutschen Abfahrers Thomas Dreßen fasste Bundestrainer Christian Schwaiger das Gesamtergebnis am Montag als «enttäuschend» zusammen. «Wir sind einfach nicht bei der Musik», sagte er. Mit der «absoluten Weltklasse» könnten seine Schützlinge, die auch im Weltcup zuletzt den Erwartungen hinterher fuhren und mitunter die letzte Risikobereitschaft vermissen lassen, derzeit nicht mithalten.
Die absolute Weltklasse trug den Namen Feuz. Der Schweizer veredelte nach Silber (Super-G) und Bronze (Abfahrt) vor vier Jahren in Pyeongchang seine großartige Karriere mit der Goldmedaille. 0,10 Sekunden Vorsprung hatte der 34 Jahre alte Routinier vor dem Zweitplatzierten Johan Clarey. Mit 41 Jahren ist der Franzose der älteste Skirennfahrer, der jemals eine Olympia-Medaille gewinnen konnte. Der Österreicher Matthias Mayer (31) komplettierte mit 0,16 Sekunden Rückstand das arrivierte Ü30-Podium.
Feuz «der erfolgreichste Abfahrer aller Zeiten»
«Er ist einfach ein Mega-Athlet. Im Skifahren ist er einer der Coolsten, die ich kenne. Der konstanteste Abfahrer der letzten Jahre», lobte Sander den Gold-Gewinner. Feuz hatte zuletzt viermal in Folge die Disziplinenwertung gewonnen. Über seine eigene Darbietung sagte Sander, der nach seinen Trainingsleistungen noch an eine Medaille geglaubt hatte: «Es war leider nicht die Angriffsfahrt, die ich mir heute vorgenommen habe und die man bei Olympia zeigen muss». Seine Fahrt sei lediglich «ordentlich» gewesen – mehr nicht. «Ich habe mich ein bisschen rausbringen lassen durch die Unterbrechungen», sagte er über die rund 15-minütige Pause nach Schwaigers Sturz.
Baumann bezeichnete seine Leistung als «zu wenig» für ein Großereignis. Feuz, der auch schon dreimal auf der legendären Streif in Kitzbühel gewonnen hat, sei hingegen «der erfolgreichste Abfahrer aller Zeiten» und des Olympiasieges «mehr als würdig», so Baumann. «Wenn es sich einer verdient hat, dann er», sagte der 36-Jährige.
Schon am folgenden Tag geht es für die Herren weiter. Dann steht der Super-G an. «Neuer Tag, neue Chance, voller Angriff», sagte Sander zuversichtlich. Dann hofft auch der große Topfavorit Aleksander Aamodt Kilde auf eine Leistungssteigerung. Der Norweger wurde in der Schussfahrt am Montag nur Fünfter. Nicht an den Start gehen kann Schwaiger. Auf der steilen «The Rock»-Piste verkantete er in einer Rechtskurve die Ski. Der 30-Jährige rutschte den Hang hinab und durchschlug ein Fangnetz. Nach einer Minute und 14 Sekunden war sein Olympia-Debüt beendet. «Prellung linker Unterarm/Ellenbogen. Abschwellende Maßnahmen, einige Tage Pause», lautete die erste Diagnose des Deutschen Skiverbandes (DSV).
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