Als der FIFA-Profi Daniel «HSV Daniel» Dwelk an Silvester seine E-Mails checkt, erwartet ihn ein Schock: Sein Ultimate-Team-Account wurde plötzlich für den Transfermarkt gesperrt. Außerdem fehlten ihm eine Million FIFA-Coins.
Schnell wurde dem E-Sportler vom Hamburger SV klar: Er ist ein weiteres Opfer der aktuellen Welle von Hacking-Angriffen. Betroffen sind vor allem Streamer, E-Sportler und Trader – also Menschen, die viel Geld in FIFA 22 gesteckt haben, oder durch geschicktes Handeln viele Coins in ihrem Account ansammeln konnten.
Streamer Trymacs wiederholt gehackt
Den deutschen Streamer Maximilian «Trymacs» Stemmler traf es eigenen Angaben zufolge doppelt. Demnach schafften es die Hacker, seinen gesamten Verein zu plündern. Er habe bereits 26.000 Euro in seinen Account gesteckt. Trymacs habe seine Coins zwar vom Support zurückbekommen, allerdings brauchte das Unternehmen eine gewisse Bearbeitungszeit für jeden Fall.
HSV Daniel sorgt sich um seinen Account. «Jetzt sitzen wir seit einer Woche dran mit EA und sind im Austausch. Allerdings war die Kommunikation mit dem EA-Support bislang nicht ganz optimal», sagt der E-Sportler. Würde sein Account nicht wieder aktiviert, wäre er mit seinem verbliebenen Team für den Rest der Saison nicht mehr wettbewerbsfähig, sagt er.
Warten bedeutet für ihn weniger Zeit für ein effektives Training vor dem nächsten Wettbewerb. Außerdem kann er aktuell nur schwer Punkte für den nächsten Qualifier der FIFA Global Series sammeln. «Das ist natürlich eine Gefahr für meine Existenz, der E-Sport ist sehr schnelllebig. Wenn ich jetzt diese Saison durch den Hack keine Erfolge vorzuweisen hätte, wird es schwierig», sagt der 22-Jährige.
Auch der HSV kann nicht helfen
Parallel zu HSV Daniels Support-Anfragen versuchte der Hamburger SV zu helfen. FIFA-Trainer Nicolas Eleftheriadis suchte einen direkten Draht zu EA. Vergeblich, weder über die Ansprechpartner der FIFA Global Series noch über die Virtual Bundesliga konnte jemand helfen.
«Wir fühlen uns da gerade so ein bisschen ohnmächtig», sagt der Coach. «Spieler, die damit ihren Lebensunterhalt verdienen, die bei Events dabei sind, sollten für solche Fälle einen direkten Ansprechpartner haben», fordert Eleftheriadis.
Problem im Kundenservice – EA reagiert
Berichte, etwa vom britischen «Mirror», legen nahe, dass das Problem direkt beim Kundenservice von EA liegen könnte. Auch Trainer Eleftheriadis teilt diesen Verdacht: «Meine Vermutung: Die Hacker gehen wohl mit dem Gamertag auf den Support zu, sagen sie hätten keinen Zugriff mehr auf ihre Erst- und Zweit-Mail, und schaffen es damit, die E-Mail-Adresse für den Account ändern zu lassen», sagt er.
EA Sports reagierte nun und scheint den Verdacht der Community zu bestätigen: «Über Drohungen und andere Social-Engineering-Methoden ist es Betrügern gelungen, menschliche Fehler innerhalb unseres Customer-Experience-Teams auszunutzen, die Zwei-Faktor-Authentifizierung zu umgehen und sich Zugang zu den Konten anderer Spieler zu verschaffen», heißt es in einem Statement.
«Die Sicherheit von Konten basiert immer auch auf menschlichem Verhalten, und uns ist bewusst, dass es Verbesserungsspielraum gibt.» Das Personal im Kundenservice solle nun besser geschult werden, außerdem würden neue Sicherheitsvorkehrungen eingeführt und das System zur Erkennung von verdächtigen Aktivitäten verbessert.
Insgesamt gehe es um rund 50 betroffene Konten. Für Unannehmlichkeiten und Frust bei den Betroffenen entschuldigte sich EA und kündigte an, «in Kürze» mit ihnen Kontakt aufzunehmen.
FIFA-Coins auf dem Schwarzmarkt?
«Ich könnte mir vorstellen, dass die Coins am Ende auf Plattformen gegen Geld verkauft werden», sagt HSV Daniel darüber, was die Hacker mit den erbeuteten Spielinhalten machen könnten.
Das gezielte Transferieren von Coins zwischen FUT-Accounts verstößt zwar gegen die Nutzungsbedingungen, dennoch werden auf diversen Online-Plattformen Coins gegen Geld angeboten. Eine Million der Ingame-Währung bringt auf dem Schwarzmarkt rund 100 Euro. Allein auf Trymacs Account waren beim ersten Hack circa 80 Millionen Münzen – das entspricht einem Schwarzmarkt-Wert von 8000 Euro.
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