24. November 2024

Sport Express

Express-Sport direkt aus der Arena

«Nicht umsonst da oben»: Hoffenheim Tabellendritter

Hoffenheim nimmt den Aufschwung mit ins neue Fußball-Jahr. Immer aufmerksamer verfolgt die Konkurrenz den Weg des Clubs, der auf Kurs internationales Geschäft ist.

Gut zweieinhalb Jahre nach dem Abgang von Startrainer Julian Nagelsmann sorgt die TSG 1899 Hoffenheim wieder als Champions-League-Kandidat für Aufsehen.

Lange tummelten sich die Kraichgauer unter Sebastian Hoeneß in wenig aufregenden Tabellenzonen. Doch nach dem 3:1 (2:1) gegen den FC Augsburg und sieben ungeschlagenen Spielen steht die TSG plötzlich auf dem dritten Platz hinter dem FC Bayern und Borussia Dortmund. Dabei hat die Mannschaft um den kroatischen Vizeweltmeister Andrej Kramaric ihr Potenzial noch nicht ausgeschöpft.

«Es ist immer noch nur ein Moment. Aber natürlich ist es ein Stück weit eine Bestätigung für einen guten Weg, den wir eingeschlagen haben», sagte Hoeneß am Samstag zurückhaltend wie immer. «Trotzdem können wir uns nix dafür kaufen.»

Ein formidables Team

Der Neffe von Uli Hoeneß und Sohn von Dieter Hoeneß war 2020 als Drittliga-Meister mit dem FC Bayern II nach Hoffenheim gekommen. Nach dem glücklosen Nagelsmann-Nachfolger Alfred Schreuder kämpfte Sebastian Hoeneß in seiner ersten Saison mit vielen Verletzten und Corona-Fällen, jetzt hat er ein formidables Team und einen Lauf.

Einen Platz im internationalen Geschäft – dieses Ziel hat bei der TSG öffentlich bisher nur Mäzen Dietmar Hopp ausgerufen. Jede Menge Anerkennung klang aus den Worten von Augsburgs Manager Stefan Reuter nach dem Abpfiff. «Unglaublich gefährlich» seien die Hoffenheimer, sagte der Weltmeister von 1990 und hörte gar nicht mehr auf, vom Gegner zu schwärmen: «Geiger, Baumgartner, Kramaric – die spielen das richtig gut im Mittelfeld. Da ist es schwer, in die Zweikämpfe zu kommen, weil sie immer klatschen lassen. Dann haben sie ein breites Positionsspiel mit den Außen. Sie sind sehr zielstrebig und schnell.»

«Die stehen nicht umsonst da oben»

Glückwunsch an Hoffenheim, sagte Reuter und es klang nach mehr als eine Floskel: «Die haben eine richtig gute Mannschaft und stehen nicht umsonst da oben.» Dabei fehlte Hoeneß am Samstag mit Abwehrchef Florian Grillitsch einer seiner Top-Profis. Zunächst war der Club von einer Erkältung bei dem 26-Jährigen ausgegangen. Am Sonntagabend informierte die TSG, dass ein zweiter Corona-Test bei Grillitsch positiv ausfiel und er sich in häusliche Quarantäne begeben hat.

Dessen hochveranlagter österreichischer Landsmann Christoph Baumgartner kommt nach einigen Blessuren erst wieder richtig in Fahrt. Kapitän Benjamin Hübner fehlte verletzt eineinhalb Jahre und wird wohl demnächst sein Comeback geben.

Steigerungspotenzial ist auch bei Kramaric zu erkennen, der sich laut Reuter «super zwischen den Linien bewegt». Der Angreifer glänzt zwar als Spielmacher, hat aber Ladehemmung bisher erst zwei Treffer erzielt. 20 Tore waren es in der vergangenen Saison.

Bebou: «Ich lebe den Traum»

Diesmal traf Ihlas Bebou zweimal. Den Endstand besorgte einer, dessen Aufstieg auch jenen seiner Mannschaft widerspiegelt: David Raum. Nach seinem Tor in der Nachspielzeit zerrte der Nationalspieler seinen Trikotausschnitt nach unten. Was da genau zu sehen war, erklärte er nach dem Abpfiff. «Ich habe mir in der Winterpause den Spruch «Living the Dream» tätowieren lassen», sagte der 23-Jährige im Sky-Interview.

Raum hat seit seinem Wechsel im vergangenen Sommer aus Fürth in den Kraichgau eine steile Karriere hingelegt. «Ich habe in Interviews immer wieder gesagt, dass ich momentan meinen Traum lebe. Das letzte Jahr war Wahnsinn für mich», sagte der linke Flügelspieler. «Ich lebe den Traum, von jedem kleinen Fußballjungen in Deutschland und deshalb passt der Spruch ganz gut. Der Torjubel war dann der richtige Zeitpunkt, den Spruch zu zeigen.»

Drei Länderspiele hat er inzwischen absolviert. Am Saisonende ein Champions-League-Teilnahme mit Hoffenheim und im Herbst dann ein WM-Ticket von Hansi Flick – es gibt noch Raum für weitere Träume.

Von Ulrike John, dpa