Deutschlands Handballer lagen sich nach der siegreichen EM-Generalprobe jubelnd in den Armen.
Mit einem starken Auftritt im letzten EM-Test beim 35:34 (14:18) gegen Olympiasieger Frankreich in Wetzlar weckte das Team von Bundestrainer Alfred Gislason Hoffnungen auf eine erfolgreiche Endrunde in Ungarn und der Slowakei.
«Das war ein Lehrspiel für uns», sagte Gislason. «Ich weiß nicht so recht, wie ich das einordnen soll. Wir haben 13 technische Fehler gemacht, damit kannst du normalerweise gegen Frankreich nicht gewinnen. In der zweiten Halbzeit war es besser. Da kam eine sehr gute Leistung von der Mannschaft.»
Häfner: «Sieg tut uns gut»
Bester deutscher Werfer war Rückraumspieler Kai Häfner mit acht Toren. «Natürlich tut uns der Sieg gut. Das ist ein schönes Gefühl», sagte der Europameister von 2016. «Aber wir können auch einordnen, wie das zustande gekommen ist. Die erste Halbzeit war alles andere als gut.»
Am Mittwoch fliegt die DHB-Auswahl nach Bratislava, wo Belarus, Österreich und Polen die Vorrundengegner sind. «Wir nehmen mit, dass wir jeden schlagen können. Aber auch, dass wir schlecht aussehen können, wenn wir unsere Leistung nicht bringen, so wie in der ersten Halbzeit», sagte Kapitän Johannes Golla.
Defensive Schwächen
Die deutsche Mannschaft begann zwar couragiert, bekam in der Abwehr in den ersten 30 Minuten aber kaum Zugriff auf die flinken Franzosen. So lag das DHB-Team von Beginn an im Rückstand, der beim 6:9 (14.) zum ersten Mal drei Tore betrug.
Die Gislason-Schützlinge ließen sich davon zunächst aber nicht beeindrucken. Mit einem 3:0-Lauf gelang innerhalb von sechs Minuten der Ausgleich. In dieser Phase passte fast alles im deutschen Spiel, das in der Folge jedoch zu fehleranfällig blieb.
Insbesondere in der Defensive wurden dem jungen deutschen Team vom siebenmaligen Weltmeister einige Grenzen aufgezeigt – zumal Torwart Till Klimpke kein Faktor war und meistens nichts mehr retten konnte. Beim 10:14 (24.) lag die DHB-Auswahl mit vier Toren zurück.
Zu allem Überfluss musste auch noch Spielmacher Philipp Weber vom Bundesliga-Spitzenreiter SC Magdeburg nach einem unglücklichen Zusammenprall mit einer Schulterblessur vom Parkett. «Ich denke, es ist nicht zu schlimm», gab Weber nach dem Abpfiff erste Entwarnung.
Wolff als Stabilisator
Um die Deckung zu stabilisieren, schickte Gislason schon kurz vor der Pause Andreas Wolff ins Tor. Der 30-Jährige vom polnischen Topclub Vive Kielce, der schon am vergangenen Freitag beim 30:26 gegen die Schweiz eine starke Leistung gezeigt hatte, war nach einer kurzen Anlaufphase wieder der erhoffte Rückhalt.
Insgesamt ging jetzt ein Ruck durchs deutsche Team. In der Abwehr wurde beherzter zugepackt und im Angriff drehte vor allem die Melsunger Rückraum-Achse Kai Häfner und Julius Kühn (5 Tore) auf. Beim 22:23 (40.) war der Anschluss geschafft. Fünf Minuten später ging der EM-Fünfte von 2020 beim 27:26 erstmals in Führung. In der spannenden Schlussphase bewahrte die deutsche Mannschaft die Nerven und feierte einen verdienten Erfolg.
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