Edmonton ist weit weg von London, und die britische Hauptstadt auch noch einmal von Garmisch-Partenkirchen.
Doch zeigt sich in diesen Tagen im Besonderen an diesen drei Orten der weiterhin schmale Grat des Sports im Umgang mit der besorgniserregenden Corona-Entwicklung. In London, ein Omikron-Hotspot, werfen die Darts-Profis vor johlenden Zuschauern und ohne große Einschränkungen auf ihre Scheiben. In Garmisch versuchen die Skispringer unter schärfsten Sicherheitsvorkehrungen, die Vierschanzentournee über den Tisch zu bekommen. Und in Kanada hat alle Vorsicht nicht gereicht.
Der Abbruch der Eishockey-WM der U20-Junioren in Edmonton und Red Deer «aufgrund der anhaltenden Verbreitung von Covid-19 und der Omikron-Variante» war den Veranstaltern zufolge unabwendbar. Drei Mannschaften waren zuvor nach positiven Corona-Tests in Quarantäne geschickt worden, der sportliche Wettbewerb war nicht mehr zu retten. Treffen kann es jeden – längst nicht mehr nur Ungeimpfte, die bei Turnieren und Weltcups ohnehin nur noch eine Minderheit darstellen. Wettbewerbe stehen in den kommenden Wochen in vielen Sportarten an – mit dem vorläufigen Höhepunkt der Olympischen Spiele in Peking ab dem 4. Februar.
Vorsichtige Skispringer
Der Sprungzirkus zog am Donnerstag von Oberstdorf nach Garmisch, weitere Tournee-Stationen sind Innsbruck (3./4. Januar) und Bischofshofen (5./6. Januar). Die Athleten werden regelmäßig und engmaschig getestet. Neue, prominente Corona-Fälle gibt es bislang nicht. Der Gesamtführenden Ryoyu Kobayashi war in dieser Saison schon einmal positiv getestet worden. Abgesagt wurde noch kein Weltcup. Die für Januar geplanten Stationen in Japan sind wegen Einreisebeschränkungen abgesagt. An die triste Corona-Kulisse bei dem sonst so stimmungsvollen Saisonhöhepunkt an den vier Schanzen in Deutschland und Österreich haben sich Springer und TV-Zuschauer wohl längst gewöhnt.
Kritisierter Darts-Verband
Die Bilder von der Darts-WM (bis 3. Februar) aus dem Londoner «Ally Pally» passen aus deutscher Sicht schlicht nicht zur Gesamtlage in Großbritannien. Zuletzt meldete das Königreich einen gewaltigen Anstieg von Corona-Fällen. Allein in England wurden an einem Tag 138 287 Menschen positiv auf das Virus getestet. Strengere Regeln gibt es in England aber nicht. Das gilt auch für die Pfeilewerfer – sehr zum Ärger der Topstars wie Weltmeister Gerwyn Price oder Ex-Champion Gary Anderson, die einen Abbruch forderten. Der von einem positiven Corona-Test gestoppte Michael van Gerwen deckte schonungslos die Mängel des Hygienekonzepts auf: Der Weltverband PDC, eigentlich mehr eine Firma, werde «immer sagen, dass sie sich an die Regeln der Regierung gehalten hat, aber sie hätte mehr machen können. Die Kontrollen waren nicht stark genug. Es ist jetzt einfach eine große Corona-Bombe.» Am Donnerstag teilte der Verband der «Bild» mit, dass die WM zu Ende gespielt werde.
Heimweltcups im Biathlon mit großer Vorsicht
20.000 Zuschauer waren beim letzten Weltcup-Tag vor Weihnachten in Frankreich dabei. Doch schon gut fünf Wochen vor den ersten Rennen beim Heimweltcup in Oberhof (6. bis 9. Januar) gab es für die Biathlon-Fans schlechte Nachrichten: Es werden Geisterrennen. «Die Entwicklungen in der Corona-Pandemie in den vergangenen Wochen und die Tatsache, dass eine Entspannung nicht abzusehen ist, haben keine andere Entscheidung zugelassen», teilte der Veranstalter mit. «Ein weiteres Jahr ohne die unglaubliche Stimmung in der Arena am Rennsteig. Es ist unsagbar traurig!» In Ruhpolding (12. bis 16. Januar) hoffen die Organisatoren dagegen weiter auf das eine oder andere Rennen mit Zuschauern. Der Auftakt-Wettkampf mit dem Frauen-Sprint am 12. Januar findet allerdings als auch ohne Fans statt. «Ob die restlichen Wettkampftage mit Zuschauerbeteiligung möglich sind, ist nach heutigem Stand noch unklar», hieß es. Im Biathlon-Weltcup selbst gab es bislang nur wenige Corona-Fälle.
Sorgenvolle Handballer vor EM
Wie schon die WM vor knapp einem Jahr in Ägypten wird auch die EM vom 13. bis 30. Januar in Ungarn und der Slowakei von Corona-Sorgen begleitet. Olympiasieger Frankreich meldete schon in der Vorbereitung diverse Corona-Fälle, darunter Superstar Nikola Karabatic. Die DHB-Auswahl kommt am Neujahrstag in Großwallsttadt zu ihrem EM-Lehrgang zusammen. Am Turnier dürfen nur geimpfte oder genesene Personen teilnehmen. Noch unklar ist die Zuschauersituation. Stand jetzt sollen die Endrundenspiele in Ungarn mit Publikum stattfinden. In der Slowakei – dort trägt die deutsche Mannschaft ihre Vorrundenpartien und im Falle des Weiterkommens auch die Hauptrundenspiele aus – gilt momentan ein kompletter Zuschauerausschluss. Der slowakische Verbandspräsident Jaroslav Holesa hofft jedoch, «dass die sich verbessernde Pandemie-Situation zu einer positiven Entscheidung für Massenveranstaltungen beitragen wird und zumindest einige Zuschauer die Tribünen in Bratislava und Kosice betreten dürfen».
Impfdebatte im Tennis vor dem ersten Grand Slam
Die Diskussionen im Tennis drehen sich insbesondere um den serbischen Weltranglisten-Ersten Novak Djokovic. Ist er geimpft oder nicht? Bekommt er eine Ausnahmegenehmigung oder nicht? Denn nur geimpfte Profis dürfen an den Australian Open vom 17. bis 30. Januar teilnehmen. Der neunmalige Melbourne-Champion Djokovic hat sich weiter nicht zu seinem Impfstatus geäußert und verzichtet anders als geplant und im Gegensatz zu Deutschlands Sportler des Jahres Alexander Zverev auf den ATP Cup, der am 1. Januar beginnt. Immer wieder wurden in den vergangenen Tagen positive Corona-Tests öffentlich, sei es vom spanischen Topstar Rafael Nadal, von der britischen US-Open-Siegerin Emma Raducanu, Olympiasiegerin Belinda Bencic aus der Schweiz oder dem Russen Andrej Rubljow. Wie sich die Fälle auf das Teilnehmerfeld des ersten Grand-Slam-Turniers der Saison auswirken, ist noch unklar. Anders als im vergangenen Jahr, als maximal 50 Prozent der Kapazität ausgelastet war, könnten die Australian Open diesmal wieder vor vollen Zuschauerrängen ausgetragen werden.
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