Katharina Hennig verkörpert etwas, was im deutschen Langlauf seit rund einem Jahrzehnt schmerzlich vermisst wird: Weltklasse. Zumindest punktuell.
Ende November stürmte die 25 Jahre alte Oberwiesenthalerin in der finnischen Kälte aufs Podest, auf die sonst so dominante Norwegerin Therese Johaug fehlten ihr nur 1,5 Sekunden. «Damit hat keiner im Team gerechnet», entfuhr es Teamchef Peter Schlickenrieder, während Hennig «superhappy» war und ihre Skier freudig als «richtige Raketen» bezeichnete.
Wenn alles zusammenkommt und die richtige Disziplin (10 Kilometer in der klassischen Technik) ansteht, ist Hennig als derzeit einzige deutsche Langläuferin eine Podestkandidatin. Umso schmerzlicher ist es, dass die Führungsfigur des Schlickenrieder-Teams nun vor der am Dienstag beginnenden Tour de Ski kränkelte und wegen eines Schnupfens eine Pause einlegen musste. «Ich musste das Training erstmal etwas reduzieren, habe aber über Weihnachten nochmal einen guten Trainingsblock setzen können», sagte Hennig.
Fokus auf den Olympischen Winterspielen
Die Extraschichten an den Feiertagen sollen der Wahl-Allgäuerin helfen, für die Wettkämpfe in Lenzerheide, Oberstdorf und Val di Fiemme wieder auf Topniveau zu kommen. «Der Zehner klassisch kommt ihr grundsätzlich entgegen. Ihr Rennen wird wieder Val di Fiemme sein, das liebt sie natürlich, da hat sie ihr erstes Podest gemacht. Das gefällt ihr», sagte Ex-Athlet Schlickenrieder der Deutschen Presse-Agentur. Für ihn ist Hennig nicht nur sportlich die stärkste, sondern auch teamintern extrem wichtig. «Wenn es sein muss, gibt sie auch den Ton an», sagte Schlickenrieder.
Trotz des Zusatztrainings konnte Hennig das Weihnachtsfest mit der Familie in ihrer Heimat im Erzgebirge verbringen – erstmals seit drei Jahren, wie sie sagte. Sportlich möchte sie bei der Tour de Ski gerne die beiden achten Gesamtränge von 2020 und 2021 bestätigen.
«Wenn der Körper mitmacht, würde ich gerne durchlaufen und mich über eine Top-10-Platzierung in der Gesamtwertung freuen», sagte Hennig vor Beginn des prestigeträchtigen Etappenrennens, das traditionell rund um den Jahreswechsel stattfindet.
Der Fokus des deutschen Langlauf-Teams ist in diesem Winter auf die Olympischen Winterspiele (4. bis 20. Februar) gerichtet. Die Devise der Schlickenrieder-Schützlinge lautet: Zunächst die Qualifikation für Olympia schaffen, dann zeitig die dritte Impfung gegen das Coronavirus holen. Die Tour de Ski ist daher nur ein Zwischenstopp auf dem Weg nach Peking. Bei Anführerin Hennig müsse man die Erwartung nach der Krankheit «deutlich nach unten schrauben», ließ Schlickenrieder wissen.
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