Markus Eisenbichler und Karl Geiger reden nicht lange um das große Ziel herum.
«Ganz ehrlich: Wir haben jetzt ewig lang nicht gewonnen und mit dem ‚Ja, schaun wir mal‘ sind wir auch nicht weit gekommen. Von daher können wir es auch mal offensiv angehen», sagt Eisenbichler zur Skisprung-Sehnsucht Vierschanzentourneesieg. Seit Sven Hannawalds Triumph vor 20 Jahren warten die deutschen Flugkünstler auf einen Gesamterfolg beim Schanzen-Spektakel rund um den Jahreswechsel. Die besten Chancen, die Sieglos-Serie zu beenden, hat der in diesem Winter konstant starke Geiger. «Ich werde angreifen», kündigt der Oberstdorfer an.
Als besonderen Druck begreift Geiger das Jubiläum vor dem Auftakt am Mittwoch (16.30 Uhr/ARD und Eurosport) in seiner Heimat nicht. Man sei oft genug nah dran gewesen und könne «wirklich mit breiter Brust» antreten. «Wenn wir alle unsere Sachen beieinander haben, muss es irgendwann statistisch mal aufgehen», sagt der 28-Jährige und ergänzt: «Wenn es 20 Jahre her ist: Vielleicht bringt’s uns Glück.»
Engelberg-Erfolg untermauert Geigers Ambitionen
Mit einem Sieg und einem zweiten Platz bei der Tournee-Generalprobe in Engelberg untermauerte Geiger seine Ambitionen und sicherte sich endgültig den Status als Top-Favorit. Der Vater einer kleinen Tochter lässt sich in diesem Winter durch fast nichts aus dem Konzept bringen und zeigt auch bei wechselnden und schwierigen äußeren Bedingungen immer wieder Spitzenleistungen.
Ähnlich beständig ist nur Ryoyu Kobayashi. Wenn alles normal läuft, sollte der Japaner der Hauptkonkurrent von Geiger um den goldenen Adler und die 100.000 Schweizer Franken (rund 96.000 Euro) Siegprämie sein. Doch was ist bei der Tournee schon normal?
In bislang 69 Auflagen gibt es fast nichts, was es noch nicht gegeben hat. Windkapriolen am berüchtigten Bergisel in Innsbruck, Favoritenstürze, Überraschungssieger, die vorher niemand auf dem Zettel hatte: Die Unberechenbarkeit macht einen großen Teil des Tournee-Reizes aus.
Geiger ist sich dessen bewusst. Angesprochen auf die stärksten Konkurrenten, nennt er «die üblichen Verdächtigen» wie Vorjahressieger Kamil Stoch aus Polen, den Österreicher Stefan Kraft oder eben Kobayashi. Geiger sagt aber auch: «Ich glaube auch, dass der eine oder andere vielleicht noch irgendwo aus der Reserve rauskommen kann.» Oft sei es so, «dass die Favoriten ein bisschen zu viel Energie verschleudern oder vielleicht läuft’s dann nicht ganz so gut, und auf einmal kommt einer ums Eck, der saugut springt und der auch zur richtigen Zeit am Start oben steht.»
Unsicherheitsfaktor Corona
Als zusätzlicher Unsicherheitsfaktor kommt für die Springer wie schon im vergangenen Jahr Corona hinzu. Eine Infektion mit dem Virus – und schon ist der Tournee-Traum dahin. Sowohl Geiger als auch Kobayashi hatten diese Isolationsphasen bereits. Wegen der aktuellen Pandemielage finden erneut alle Tournee-Wettbewerbe ohne Fans an den Schanzen statt.
Sven Hannawald ist dagegen dabei. Der 47-Jährige arbeitet als TV-Experte für die ARD und hofft, bei der letzten Station in Bischofshofen endlich einen deutschen Nachfolger als Tournee-Champion beglückwünschen zu können. «Auch andere Nationen wollen natürlich die Tournee gewinnen, aber ich habe die Hoffnung, dass da oben das Einsehen ist, dass wir jetzt mal wieder dran sind», sagte er im Interview der Deutschen Presse-Agentur.
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