Wieder kein Olympia für Leon Draisaitl, Connor McDavid und Alexander Owetschkin: Wie schon 2018 sind auch bei den Olympischen Winterspielen im Februar in Peking die weltbesten Eishockey-Spieler nicht dabei.
Diesmal fällt die größte Attraktion der Winterspiele der Coronavirus-Pandemie zum Opfer. Angesichts von immensen Corona-Problemen im US-Sport, steigenden Infektionen und inzwischen 50 Spielabsagen traf die nordamerikanische Profiliga NHL die bereits erwartete Entscheidung, ihre besten Spieler nun doch nicht nach China zu schicken. Das berichteten mehrere US-Medien, darunter die «Washington Post» und die «New York Times», übereinstimmend.
Der Schwede Victor Hedman von NHL-Titelverteidiger Tampa Bay Lightning, der wie Draisaitl und McDavid noch nie bei Olympischen Spielen dabei war, sagte schon vor der offiziellen Mitteilung: «Das ist etwas, auf das du dich für eine sehr lange Zeit gefreut hast. Dass wir nicht dahin können, das wird eine Weile weh tun.»
Bereits 50 Spiele abgesagt
Angesichts der prekären Lage in der Pandemie war das Spielgeschehen in der NHL in den vergangenen Tagen immer mehr zum Erliegen gekommen. Zunächst waren einzelne Teams wegen Corona-Ausbrüchen aus dem Spielbetrieb genommen worden, dann wurden täglich mehrere Spiele abgesagt und schließlich auch Reisen von US-Teams nach Kanada und umgekehrt als Vorsichtsmaßnahmen untersagt. So wurde der Druck immer größer, die eigentlich vorgesehene zusätzliche Olympia-Spielpause im Februar aufrechtzuerhalten. Am Dienstagabend fand von den ursprünglich geplanten zehn Partien nur noch das Heimspiel der Vegas Golden Knights gegen die Lightning statt, das der Titelverteidiger 4:3 gewann. Insgesamt hat die NHL bereits 50 Begegnungen abgesagt.
Etliche Spieler hatten zudem bereits ihre Sorge vor den Maßnahmen in China im Fall einer Infektion geäußert. Zunächst stand für diesen Fall gar eine mehrwöchige Quarantäne in Peking für die betroffenen Spieler im Raum. «Ich bin natürlich noch immer der Typ, der zu den Olympischen Spielen will, aber wir wollen auch sicherstellen, dass es für alle sicher ist, für alle Athleten und nicht nur für Eishockey-Spieler», hatte etwa der aktuell als weltweit bester Spieler geltende McDavid von Draisaitls Edmonton Oilers gesagt.
Der 24-Jährige muss damit weiter auf seine erste Olympia-Teilnahme warten. Das gilt auch für NHL-Topstar Draisaitl (26) oder Weltklasse-Keeper Philipp Grubauer (30) von Seattle Kraken, die Olympia entgegen gefiebert hatten. «Das ist das Größte, was du als Sportler erreichen kannst. Das gilt für uns NHL-Spieler genauso wie für andere Sportler, da denkt niemand anders, jeder will zu Olympia», hatte Draisaitl gesagt. 2018 hatte er wie auch die anderen deutschen NHL-Cracks die sensationelle deutsche Silbermedaille unter Bundestrainer Marco Sturm nur aus der Ferne verfolgen können.
Erinnerungen an 2018
In Pyeongchang hatte sich die NHL erstmals seit ihrem Olympia-Debüt 1998 in Nagano geweigert, für die Winterspiele die Saison zu unterbrechen. Zu unbedeutend erschien der Markt in Südkorea. Ein fataler Irrtum, wie sich vor allem auch an der Blamage Kanadas zeigte. Das Mutterland des Eishockeys wurde im Halbfinale von Deutschland im «Jahrhundertspiel» vom Eis gefegt und beim 3:4 teilweise vorgeführt. Eigentlich schien dieser Irrtum korrigiert, doch Corona lässt die NHL-Cracks nun erneut außen vor.
Obwohl Deutschland unter anderen in Draisaitl, Grubauer und dem aufstrebenden Top-Neuling Moritz Seider (Detroit) auch auf Weltklasse verzichten muss und zudem außerhalb der NHL deutlich weniger Top-Profis als andere Nationen hat, dürfte die neue Situation die deutschen Chancen nicht schmälern. Schon 2018 profitierte der Deutsche Eishockey-Bund vom Fehlen vieler der weltbesten Spieler.
Zweigleisige Planung
Sturms Nachfolger Toni Söderholm etablierte das deutsche Team anschließend endgültig in der erweiterten Weltspitze und plante zudem seit einiger Zeit bereits zweigleisig: «Einmal mit und einmal ohne NHL-Spieler», berichtete der Finne der Deutschen Presse-Agentur zuletzt. «Wenn Plan A nicht greift, gibt es eben Plan B.»
Ob alle Nationen ebenfalls schon länger mit zwei Kadern planten, ist zweifelhaft. Söderholms Vorgänger Sturm jedenfalls frohlockte bereits. «Egal ob es ein russisches oder kanadisches Team ist, ich sehe niemanden, der deutlich besser ist als wir», sagte der aktuelle Assistenzcoach der Los Angeles Kings der «Augsburger Allgemeinen». «Gerade ohne die NHL-Spieler wäre bei einem solchen Turnier wieder alles möglich.»
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