23. November 2024

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«Krönender Abschluss» für Zverev als «Sportler des Jahres»?

Emotionale Bilder von Tokio werden bei der Kür der «Sportler des Jahres» im Fokus stehen. Eine starke Olympia-Geschichte lieferte Alexander Zverev. Die Wahl wäre für ihn der passende Jahresabschluss

Wie Alexander Zverev nach seinem Olympiasieg auf die Knie sinkt und die Hände vor sein Gesicht nimmt, zählt zweifellos zu den prägenden Sport-Momenten von 2021.

Seine Goldmedaille von Tokio wird auch am Sonntag bei der Gala der «Sportler des Jahres» (22.15 Uhr/ZDF) eines der zahlreichen emotionalen Rückblick-Themen sein. Als einer der Protagonisten hat Zverev seinen Besuch im Kurhaus von Baden-Baden zugesagt. Der Hamburger könnte als erster der Tennis-Herren seit Wimbledonsieger Michael Stich vor 30 Jahren die Ehre entgegennehmen.

Es würde ihn noch bekannter machen. Und es wäre das passende Ende eines Jahres, in dem Zverev nicht nur als erster deutscher Olympiasieger im Herren-Einzel Sportgeschichte schrieb. Sondern für das er sich vorgenommen hatte, in Deutschland präsenter zu werden.

Der Tennisprofi ist aber einer der Favoriten

«Ich denke, die Chancen stehen dieses Jahr besser als all die letzten Jahre davor. Sollte ich die Auszeichnung bekommen, wäre es der krönende Abschluss nach einer sehr langen und anstrengenden Saison», hatte der 24-Jährige der Deutschen Presse-Agentur vor seinem Saisonfinale im November gesagt. Es folgte der Sieg bei den ATP Finals in Turin. Seine Aussichten, bei der Abstimmung unter Sportjournalisten Nachfolger von Eishockey-Star Leon Draisaitl zu werden, dürfte das noch verbessert haben. Draisaitl hatte die Wahl 2020 wie Weitspringerin Malaika Mihambo und der FC Bayern gewonnen.

Natürlich gibt es auch andere Kandidaten wie Skispringer Karl Geiger – oder Freiwasser-Olympiasieger Florian Wellbrock und Tischtennisstar Dimitrij Ovtcharov. Der Tennisprofi ist aber einer der Favoriten. In Japan gelang ihm etwas, was selbst Boris Becker nicht erreichte.

Zverev gewann damit die Anerkennung, die er sich gewünscht hatte. Dass deutsche Sportfans wie einst für Becker für ihn nachts wach bleiben und ihn besser kennen lernen, hatte er im Januar als Ziel ausgegeben. «Dass sie wissen, das ist unser Junge, für den fiebern wir mit, für den stehen wir auch um vier Uhr morgens auf und schauen uns das Grand-Slam-Finale halt an.»

Bruder und Manager «will Sascha deutscher machen»

Sein Umfeld hatte er neu geordnet. Mischa Zverev ist seit Beginn des Jahres sein Manager und legt den Fokus darauf, den Bruder nicht nur international, sondern in Deutschland zu vermarkten. «Ich will Sascha deutscher machen, das ist für mich sehr wichtig und Sascha ist auch der Meinung», hatte er erklärt. Das Bild eines ab und an arroganten, unnahbaren und selbstbezogenen Sportlers sollte sich bessern.

In Tokio arbeitete Zverev auch daran. Wieder und wieder sagte der Hamburger mit den russischen Wurzeln und Wohnsitz in Monte Carlo, wie sehr es ihn angespornt habe, die Medaille nicht nur für sich, sondern für Deutschland zu holen. Mit seinem Erfolg sicherte sich der 24-Jährige Respekt. Einen Imageschaden wird er aber trotz allem nicht los. Seine Ex-Freundin Olga Scharipowa hatte ihm vorgeworfen, sie im Oktober 2019 geschlagen zu haben. Der Weltranglistendritte hat diese und weitere Anschuldigungen mehrmals bestritten. Die ATP ermittelt.

Ganz andere Aufmerksamkeit bringen ihm momentan seine neue Freundin Sophia Thomalla und seine Fernseh-Auftritte ein. Nach seinem Urlaub, dem er dem Davis Cup vorgezogen hatte, ist die deutsche Nummer eins auffallend präsent. Der US-Open-Finalist von 2020 spendete bei der Gala «Ein Herz für Kinder», Moderator Günther Jauch schenkte er bei dessen Jahres-Rückblick einen Tennisschläger. Die Auftritte standen ein wenig im Kontrast zur Show «Schlag den Star» im September, als er manches Mal vielleicht etwas zu ehrgeizig und verbissen wirkte.

Und am Sonntag? Ein prall gefüllter Saal und eine Gala wie seine Tennis-Kollegin Angelique Kerber, die 2018 zur «Sportlerin des Jahres» gekürt wurde, wird Zverev in der Corona-Krise nicht erwarten. Möglicherweise reist er aber mit einer Auszeichnung ab.

Von Kristina Puck, dpa