Ganz wichtig in all dem Trubel und der Jubeltraube nach dem ersten NFL-Touchdown seiner Karriere war Amon-Ra St. Brown der Football.
«Ich musste den Ball behalten. Das war mein erster Touchdown in der NFL, ich habe den Ball die ganze Zeit in meiner rechten Hand behalten», erzählte der 22-Jährige der Deutschen Presse-Agentur von den Sekunden nach seinem Fang in der Endzone, der die lange Durststrecke der Detroit Lions von einem Jahr ohne Sieg beendete. Im besten NFL-Spiel seiner Karriere fing St. Brown am Sonntag den zehnten und letzten Pass in seine Richtung und machte das 29:27 gegen die Minnesota Vikings vor den eigenen Fans perfekt.
«Es geht nicht besser. Erster Touchdown und erster Sieg in der NFL. An diesen Tag werde ich mich lange erinnern», sagte St. Brown. «Wir haben so viele knappe Spiele verloren. Mit zwei Punkten, mit drei Punkten, durch ein Field Goal in der letzten Minute. Es war schwer für uns, so oft zu verlieren. Jetzt richtig zu gewinnen das erste Mal: Die ganze Mannschaft war einfach so happy und froh.»
Als einziges Team der Liga hatten die Lions in dieser Saison noch gar nicht gewonnen. Auch am Sonntag sah es wieder schlecht aus, als die Vikings weniger als zwei Minuten vor Schluss in Führung gingen und die Lions keine Auszeit mehr übrig hatten. Umso größer waren die Emotionen, als die Angriffswelle über am Ende 75 Yards mit dem Fang St. Browns endete.
Der Sieg war auch deswegen besonders für Detroit, weil unter der Woche im Einzugsgebiet der Stadt vier Schüler einer High School in Oxford von einem anderen Schüler erschossen wurden. «Dieses Spiel war für sie», sagte St. Brown, nachdem Trainer Dan Campbell zuvor bereits bei mehreren Pressekonferenzen und der Teambesprechung einen besonderen Einsatz für alle Angehörigen angekündigt hatte.
Vierter deutscher Profi mit Touchdown
Nach Markus Kuhn, Jakob Johnson und seinem Bruder Equanimeous St. Brown ist Amon-Ra St. Brown erst der vierte Deutsche, der einen Touchdown in der NFL erzielt hat. Der Sohne einer deutschen Mutter und eines amerikanischen Vaters kam auf insgesamt 86 Yards nach Pässen und erlief zudem zwei Yards nach einer Ballübergabe.
«Er ist ein Hengst. Er ist ein Hengst und wird ein Hengst bleiben, so lange er in dieser Liga spielen will», lobte Quarterback Jared Goff. In der wichtigsten Phase der Partie war St. Brown die Lieblingsanspielstation des Spielmachers. In den vergangenen Wochen war die Einbindung des NFL-Neulings noch ausbaufähig, der ohne falsche Bescheidenheit in Detroit angekommen war. «Ehrlich gesagt, er war die ganze Zeit schon ziemlich selbstbewusst. Aber das schadet nicht», berichtete Campbell mit einem Schmunzeln. «Er ist einer der Jungs, auf die wir uns inzwischen ziemlich gut verlassen können.»
«Jetzt wird alles einfacher»
St. Brown hofft, dass der ersehnte Sieg ein Knotenlöser für das Team war. «Jetzt wird alles einfacher. Wir haben jetzt eine gute Chance und noch fünf Spiele. Davon können wir drei, vier, fünf gewinnen», sagte er. In der ersten Saison mit Cheftrainer Campbell und Quarterback Goff stecken die Lions mitten in einer ganz schwierigen Phase. Viele Abläufe im Team funktionieren nicht, dazu kommt Pech. Im ersten Duell der Lions mit den Vikings etwa führte die Mannschaft 41 Sekunden vor Schluss mit 17:16 – und verlor die Partie durch ein spätes Field Goal doch noch. Dieses Mal drehte St. Brown den Spieß allerdings um.
Bei der Pressekonferenz dachte er nach all den Fragen der US-Journalisten auch an seine Fans auf der anderen Seite des Atlantiks: «Ich will einfach «Hallo» sagen zu allen meinen Zuschauern in Deutschland. Ich liebe euch und danke für alles», sagte er auf Deutsch.
Weitere Nachrichten
Pogacar über Gelbes Trikot überrascht: «Fühlt sich gut an»
Tedescos Belgier haben Spaß vor Achtelfinale
Rassistische Kommentare gegen Ansah: DLV prüft Strafanzeige