23. November 2024

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In der Nähe des Pokals: «Hier, um das Ding zu holen»

Schon die Reise nach Madrid hätten dem deutschen Tennis-Team nur wenige zugetraut. Doch Deutschland tritt als verschworene Einheit auf und macht damit Ranglisten-Defizite weg.

Nach dem Umzug nach Madrid konnten die deutschen Tennisprofis das Objekt der Begierde endlich aus der Nähe betrachten. Im Caja Mágica steht der Davis-Cup-Pokal direkt neben dem Centre Court, als zusätzliche Motivation sozusagen.

«In Innsbruck haben wir den Pokal ja nur auf den Plakaten gesehen, hier haben wir ihn nun das erste Mal aus nächster Nähe anschauen können. Das macht schon noch etwas mit einem», sagte der deutsche Teamkapitän Michael Kohlmann. «Wir sind jetzt hier, um das Ding zu holen.»

Zunächst einmal geht es für die deutsche Mannschaft am Samstag (13.00 Uhr/Servus TV) aber um den Einzug ins Endspiel. Doch die letzte Hürde vor dem Finale könnte aktuell größer nicht sein. Es geht gegen die topbesetzten Russen, die in US-Open-Champion Daniil Medwedew und Andrei Rubljow gleich zwei Top-Fünf-Spieler in ihren Reihen haben. «Russland ist Favorit, absolut. Es wird schwierig, sie zu schlagen», sagte Jan-Lennard Struff der Deutschen Presse-Agentur. «Wir werden uns aber nicht verstecken, wir haben sehr gute Teamleistungen gebracht. Wir glauben an unsere Chance.»

Mehr Bewegungsfreiheit

Seine neu gewonnene Freiheit in Madrid genoss das deutsche Team daher nur in dosierten Zügen. «Es ist etwas entspannter. Wir waren abends mal essen, aber meistens auf der Anlage», sagte Struff nach der Reise von Innsbruck nach Madrid. In Österreich hatte das Davis-Cup-Team wegen des dort geltenden Lockdowns praktisch nur die Anlage und das Hotel gesehen. In der spanischen Hauptstadt ist für die Mannschaft um das Erfolgsdoppel Kevin Krawietz und Tim Pütz nun etwas mehr Bewegungsfreiheit möglich. Doch Struff und Co. setzen andere Prioritäten. «Madrid ist etwas höher, deswegen waren wir viel auf dem Platz und haben uns vorbereitet», sagte der Sauerländer.

Schließlich haben die deutschen Tennis-Cracks auch ohne den aktuell mit seiner Freundin Sophia Thomalla auf den Malediven urlaubenden Olympiasieger Alexander Zverev ein großes Ziel vor Augen: erstmals seit 28 Jahren will Deutschland wieder das Endspiel im nach wie vor prestigeträchtigen Mannschaftswettbewerb erreichen. Damals gewannen Michael Stich, Marc-Kevin Goellner und Patrik Kühnen in Düsseldorf 4:1 gegen Australien und holten damit den bislang letzten von insgesamt drei Davis-Cup-Titeln.

«Vollgas geben»

«Wir wollen in Madrid noch einmal Vollgas geben», sagte Krawietz. Damit es auf ihn und Pütz im Doppel aber wieder entscheidend ankommt, müssen die Deutschen zuvor in den Einzeln gegen Medwedew und Rubljow bereits über sich hinaus wachsen. Kohlmann traut ihnen das definitiv zu. «Wir sind der Underdog, aber das waren wir auch schon gegen Serbien und Großbritannien», sagte der Bundestrainer mit Blick auf die vorherigen Siege. Nur gegen Österreich war die deutsche Mannschaft nicht als Außenseiter in die Partie gegangen. «Wenn wir das abrufen können, was die Jungs im Training spielen, dann glaube ich schon, dass wir Chancen haben», sagte Kohlmann.

Wen der Ex-Profi, der 2007 beim bislang letzten Halbfinale einer deutschen Mannschaft in Russland verletzt zum Zuschauen verdammt war, neben Struff im Einzel aufbieten wird, ließ es noch offen. Vieles spricht für Dominik Koepfer, nachdem Peter Gojowczyk gegen die Briten mit dem Druck, für Deutschland zu spielen, nicht so gut klargekommen war. «Ich weiß es, aber ich werde es nicht verraten», sagte Kohlmann.

Von Lars Reinefeld, dpa