27. November 2024

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Arnd und Benita Peiffer: Eine besondere Familiengeschichte

Arnd Peiffer besteht sein Debüt als Biathlon-Experte der ARD ohne Probleme. Sein Nachname verschwindet nach dem Rücktritt aber nicht aus den Ergebnislisten. Der Grund dafür ist eine junge Kanadierin.

Ein ganzes Interview auf Deutsch traut sich Benita Peiffer dann doch nicht zu. «In Englisch wäre es mir lieber», sagt die Kanadierin und lächelt in der bitteren Kälte von Östersund freundlich.

Von der Öffentlichkeit weitestgehend unbemerkt hat die 21-Jährige gerade erst ihr Weltcup-Debüt gefeiert, dabei ist ihr Nachname in der Biathlon-Szene ein sehr geläufiger. Peiffer? Genau!

«Wir haben den gleichen Ur-Ur-Großvater», sagt Arnd Peiffer. Wie man das Verwandtschaftsverhältnis nun genau nennt, wisse der deutsche Olympiasieger auch nicht so ganz genau. «Vielleicht Cousine dritten Grades?» Die Großväter von Arnd und Benita Peiffer waren jedenfalls Cousins, Benitas Großeltern wanderten einst nach Kanada aus. «Wir haben uns schon einige Male getroffen. Es besteht regelmäßiger Kontakt», sagt Arnd Peiffer. Auch er ist in dieser Woche in Schweden. Zwar hat der 34-Jährige seine Karriere nach der vergangenen Saison beendet, ist seit Donnerstag aber erstmals in neuer Rolle als TV-Experte für die ARD vor der Kamera dabei.

«Noch sehr nervös»

«Ich habe ihr viel Glück gewünscht», sagt der Ex-Weltmeister über Benita, die mit den Plätzen 104, 107 und 87 in den Olympia-Winter eingestiegen ist. «Ich bin vor den Rennen noch sehr nervös», sagt sie. Begonnen hat sie eigentlich als Langläuferin, fand aber später keinen Trainer und wechselte zur Skijagd. «Mit dem Druck komme ich noch nicht richtig klar.» Aber Tipps bekommt sie auch aus der Familie. «Arnd ist ein Vorbild für mich und er hilft mir auch immer wieder», sagt Benita: «Wir schreiben miteinander, tauschen uns aus.»

Nur zu gerne würde sie ihrem «Cousin», wie Benita selbst immer wieder sagt, auch sportlich irgendwann mal nacheifern. «Ein paar Weltcupsiege und olympische Medaillen wären schon sehr cool», sagt die Kanadierin, die sich im deutschen Fernsehen dann doch noch zu einem kurzen Gespräch auf Deutsch überreden ließ. Arnd Peiffer stand dabei nicht weit entfernt und beobachtete das Gespräch genau.

Zwar bedauert die junge Benita, dass sich die beiden im Weltcup um ein Jahr verpassten, der erfahrene Peiffer bereut sein Karriereende ein Jahr vor den Olympischen Winterspielen in Peking aber nicht. «Das Gefühl nach einem guten Rennen macht süchtig, und das fehl. Aber dafür habe ich sehr viel andere Dinge. Weniger Druck, weniger Zeitaufwand im Sommer, weniger Quälerei», sagte der zehnmalige Weltcupsieger der Deutschen Presse-Agentur.

Arnd Peiffer als TV-Experte

«Lang und aufregend» nannte Peiffer seinen ersten Tag im neuen Job beim Fernsehen: «Es war natürlich spannend, die ganzen Abläufe zu sehen. Das ist für mich natürlich alles neu.» Der fünfmalige Weltmeister und Gold-Gewinner des Olympia-Sprints von Pyeongchang freute sich, in Schweden viele alte Bekannte wiederzusehen. «Es ist aber auch schön, dass es nicht jedes Wochenende ist», sagt Peiffer. Längst nicht mehr bei jedem Weltcup wird er dabei sein, stattdessen auch viel Zeit mit seiner Familie verbringen. «Das ist ein Maß, was total super ist. Ich bleibe so ein bisschen dran», sagt Peiffer.

Nun muss sich der Niedersachse daran gewöhnen, seine langjährigen Weggefährten auch mal kritisch zu beäugen. «Ich versuche das sehr sachlich zu machen, dann ist das völlig in Ordnung. Ich bin gespannt auf deren Feedback», sagt Peiffer: «Sie gucken natürlich ganz genau, was ich mache. Wenn ich da eine falsche Formulierung oder einen Fehler mache, werden sie es mir gleich aufs Brot schmieren.»

Ein wenig vermisst er es, «mit einer Topform am Start zu stehen, mit dabei zu sein und sich mit den anderen zu messen», sagt er und schätzt dann gleich realistisch ein: «Aber das ist jetzt auch nicht mehr möglich. Wenn man einmal aufgehört hat, kommt man nie wieder zu diesem Niveau hin. Das ist aber auch okay.» Und ganz verschwinden wird der Name Peiffer aus den Ergebnislisten vorerst sowieso nicht.

Von Thomas Wolfer, dpa