Als Achtjährige soll Kira Weidle in der Schule ihren späteren Berufswunsch aufschreiben. Sie schreibt «Skifahrerin» und kontert den Einwand der Lehrerin, dies sei kein Beruf, mit der Antwort: «Wenn man schnell genug fährt, schon!»
Rund 16 Jahre später posiert Deutschlands beste Speed-Skifahrerin mit ihrer Silbermedaille und Champagner bei der Weltmeisterschaft in Cortina d’Ampezzo. Nach ihrem größten Karriere-Coup im Vorwinter startet die Abfahrtsspezialistin an diesem Wochenende in Lake Louise in ihre Saison – und träumt von einer Medaille bei den Olympischen Winterspielen in Peking.
Die Erinnerungen an Kanadas Ski-Paradies lassen Kira Weidle strahlen. Vor drei Jahren fuhr die heute 25-Jährige in Lake Louise auf ihr erstes Weltcup-Podium. «So was von bereit. Endlich wieder zurück», postete Weidle vor wenigen Tagen auf Instagram. Grinsend posiert die Skirennfahrerin dabei vor der schneebedeckten Bergkette Kanadas.
Weidles große Vorfreude
Es kribbelt. «Gerade wenn die Techniker schon ihre ersten Rennen bestritten haben, ist die Vorfreude umso größer. Vor allem nach so einer langen Trainingsphase», sagte Weidle der Deutschen Presse-
Agentur. Das erste Training auf der Piste in Lake Louise war vielversprechend. Nur vier Fahrerinnen waren am Dienstag schneller als die Deutsche.
War WM-Silber der Startschuss für mehr? Ein Weltcup-Sieg fehlt Weidle jedenfalls noch. Bei Olympia gilt die Frohnatur in der Abfahrt als Anwärterin auf Edelmetall – sofern die Qualifikation gelingt. Ein Top-8- oder zwei Top-15-Plätze bei den Weltcups sind notwendig. «Wenn ich dann in Peking dabei bin, ist eine Medaille das Ziel», hatte Weidle im Oktober verkündet.
Die Speed-Hoffnungen des Deutschen Skiverbands (DSV) ruhen auf der gebürtigen Stuttgarterin, die den Großteil ihres bisherigen Lebens im bayerischen Starnberg verbrachte. Denn hinter Weidle klafft eine große Lücke. Während das DSV-Aufgebot bei Technikrennen aus bis zu fünf Athletinnen besteht, wird Rot-Schwarz-Gold in Lake Louise nur von Weidle und Nadine Kapfer vertreten. Für Kapfer ist es der zweite Weltcup-Start. Ein Platz unter den besten 30 wäre eine Überraschung.
«Im Speed-Bereich eine One-Woman-Show»
«Im Speed-Bereich ist es eine One-Woman-Show, die wir nicht von heute auf morgen ausmerzen können», hatte Bundestrainer Jürgen Graller zuletzt gesagt. Der DSV habe allerdings ein neues Speed-Projekt ins Leben gerufen. Das seien fünf, sechs Mädels, die mit Weidle mittelfristig wieder zu einem Speed-Team aufgebaut werden sollen. «Aber da spreche ich von Jahrgang 1999 bis 2002. Das wird also nicht in der Saison 2021/2022 passieren», stellte Graller klar.
Das Augenmerk liegt auf Weidle. Doch mit Druck kann die Sportsoldatin umgehen. Das hat nicht zuletzt die WM in Cortina gezeigt. Und ist die Anspannung zu groß, hilft «auch mal das ein oder andere Volksmusikliedchen», berichtete Weidle, «das sorgt immer für eine lustige Stimmung und bringt auch manchmal bisschen Lockerheit».
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