26. November 2024

Sport Express

Express-Sport direkt aus der Arena

Starke Leipziger Notelf wahrt Chance auf Europa League

Es sprach nicht viel für RB Leipzig im Champions-League-Duell beim FC Brügge. Doch die Verlegenheits-Elf verblüffte.

Aushilfs-Cheftrainer Achim Beierlorzer herzte und umarmte jeden Spieler aus dem letzten Aufgebot von RB Leipzig nach dem höchsten Sieg in der Champions League.

Die vom Corona-Chaos und Verletztenmisere geplagten Sachsen demontierten den FC Brügge mit 5:0 (4:0) und wahrten damit auch ohne ihren mit Corona infizierten Trainer Jesse Marsch die Chance auf das europäische Überwintern. «Es ist sehr schön, und wir freuen uns riesig über den wichtigen Sieg. Wir waren als Team sehr geschlossen und haben eine Top-Leistung abgeliefert», sagte Beierlorzer nicht ohne Stolz. «Corona hat im Nachgang die Mannschaft dazu gebracht, für die anderen zu kämpfen und zu arbeiten.»

«Wir haben verdient gewonnen»

Der deutsche Vizemeister entschied durch den grandiosen Sieg beim völlig überforderten belgischen Meister das direkte Duell um Platz 3 in der Gruppe A für sich. Sind Leipzig und Brügge mit vier Zählern auch nach dem letzten Spieltag in zwei Wochen punktgleich, darf RB in der Europa League weiterspielen.

«Die letzten zwei Tage waren etwas turbulent. Wir haben uns gesagt, dass so ein schwieriger Moment in der Mannschaft loslösen kann», sagte Mittelfeldspieler Kevin Kampl. «Ich habe den Jungs gesagt, dass wir dem Trainer zeigen müssen, dass er sich auf uns verlassen kann. Gerade in der ersten Halbzeit haben wir ein Feuerwerk abgebrannt.»

Das sah auch Doppel-Torschütze Emil Forsberg so: «Man hat gesehen, wie wir die Zweikämpfe gewonnen haben, wie wir uns reingehauen haben. Das war ein super Spiel. Gerade die erste Halbzeit war überragend. Wir haben verdient gewonnen.»

Frühe Führung durch Nkunku

Christopher Nkunku (12. Minute) sorgte mit seinem sechsten Königsklassen-Tor der Saison für die frühe und ebenso verdiente Führung. Forsberg (17.) erhöhte per Foulelfmeter, das Kopfballtor von André Silva (26.) war im Prinzip die Vorentscheidung.

Erneut war es Forsberg (45.+1), der kurz vor der Pause den nächsten Glanzpunkt setzte. Den Schlussakt lieferte Nkunku in der Nachspielzeit mit seinem zweiten Treffer. Leipzig spielt nun am 7. Dezember gegen Manchester City um einen Platz in der Europa League, Brügge ist bei Paris Saint-Germain zu Gast.

Neben Trainer Marsch fehlten den Leipzigern in belgien noch zehn Spieler. Zuletzt hatte sich auch noch Abwehrchef Willi Orban abgemeldet und war wenige Stunden vor dem Anpfiff vorzeitig mit Erkältungssymptomen per Auto nach Deutschland zurückgereist. Ein Coronatest bei Orban war nach Angaben des Bundesligisten aber negativ ausgefallen.

Leipzig dominierte von Beginn an

Corona, Verletzungen, eine enttäuschende Saison – die Leipziger Verlegenheits-Mannschaft schien dies nicht zu beeindrucken. Von Anfang an kontrollierten die Gäste das Spiel. Die Brügger, die bei einem Sieg noch die Chance auf den Einzug in die K.o.-Runde der Champions League gehabt hätten, kamen mit dem frühen Pressing der Sachsen nicht zurecht. In der ersten Hälfte hatten die Belgier nicht eine klare Torchance.

Anders RB: Nordi Mukiele (6.) prüfte gleich Brügges Keeper Simon Mignolet. Sechs Minuten später hatte Mignolet keine Chance mehr, das Abstauber-Tor von Nkunku zu verhindern. Kurz darauf holte der starke Startelf-Debütant Brian Brobbey einen Foulelfmeter heraus. Diesmal durfte Forsberg antreten, nachdem vor zwei Wochen beim 2:2 gegen Paris Silva einen Strafstoß vergeben hatte. Forsberg verwandelte sicher. Silva und wieder Forsberg sorgten schon vor der Pause für unerwartet klare Verhältnisse und ließen die Brügge-Fans im Jan-Breydel-Stadion verstummen.

Nach dem Wechsel schaltete RB Leipzig in den Verwaltungsmodus, ohne ernsthaft in Gefahr zu geraten. Die Gastgeber kamen zwar in aussichtsreiche Situationen, verspielten diese aber kläglich. Die Leipziger blieben gefährlicher. Nkunku krönte seine Leistung mit seinem zweiten Tor im Spiel und dem siebten in der Champions League.

Von Tom Bachmann und Claas Hennig, dpa