24. November 2024

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Impfpass-Affäre: Trainer Anfang tritt bei Werder zurück

Das Kapitel Markus Anfang ist bei Werder Bremen schon wieder vorbei. Nach nicht einmal einem halben Jahr tritt der Trainer zurück, weil die Staatsanwaltschaft gegen ihn ermittelt.

Wenige Stunden vor dem Zweitliga-Topspiel gegen den FC Schalke 04 hat Markus Anfang auf die staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen gegen ihn in der Impfpass-Affäre reagiert und seinen Trainerposten bei Werder Bremen mit sofortiger Wirkung zur Verfügung gestellt.

Dem 47-Jährigen wird vorgeworfen, ein gefälschtes Impfzertifikat benutzt zu haben. Das Gesundheitsamt Bremen hatte deshalb Strafanzeige gegen Anfang gestellt, die Staatsanwaltschaft Bremen daraufhin am Freitag Ermittlungen aufgenommen.

Anfang hat die Vorwürfe bislang vehement zurückgewiesen. Trotzdem entschied er sich nun für einen Rücktritt und kam damit wohl auch einer Entlassung zuvor. «Der Vorwurf, der im Raum steht, ist massiv», sagte Werder-Geschäftsführer Frank Baumann am Samstag in einem auf der Club-Homepage veröffentlichten Interview.

«Sehr klare Indizienlage» – Anfang kommt von Kündigung zuvor

«Ausschlaggebend war, dass wir am Freitagabend noch einmal Besuch von der Polizei im Weserstadion hatten. Dort wurde uns eine sehr klare Indizienlage übermittelt», sagte Baumanns Geschäftsführer-Kollege Klaus Filbry am Samstagabend in einer Medienrunde im Weserstadion. «Wir hätten uns aufgrund der Indizienlage natürlich auch mit arbeitsrechtlichen Konsequenzen auseinandergesetzt. Erst einmal mit dem Thema Beurlaubung, aber dann eventuell auch mit einer Verdachtskündigung.» Durch Anfangs Rücktritt ist das nun nicht nötig. Der Vertrag wurde mit sofortiger Wirkung aufgelöst, Anfang bezieht ab sofort kein Gehalt mehr.

Die Staatsanwaltschaft Bremen hat mittlerweile den Impfpass von Anfang beschlagnahmt. «Inwieweit der Impfausweis tatsächlich falsch ist, das werden wir zeitnah klären können», sagte Staatsanwalt Frank Passade der Deutschen Presse-Agentur. Zuerst hatten Radio Bremen und danach die «Deichstube» über die Beschlagnahme der Impfpässe berichtet. Eine Durchsuchung war aber nicht notwendig. Anfang hätte wie auch Co-Trainer Florian Junge kooperiert, hieß es vom Staatsanwalt.

«Es war zu befürchten, dass das nicht von heute auf morgen zu klären ist und sich insgesamt noch hinziehen kann. Und dann hat es Auswirkungen auf den sportlichen Bereich, aber insgesamt auch auf das Image des Vereins», sagte Baumann und machte damit deutlich, dass eine Trennung vom Coach kurz bevor stand.

Anfang nahm den Verantwortlichen schließlich die Entscheidung ab. «Ich habe aufgrund der inzwischen extrem belastenden Lage für den Verein, die Mannschaft, meine Familie und auch mich selbst entschieden, dass ich meine Aufgabe als Cheftrainer von Werder Bremen mit sofortiger Wirkung beende», wurde Anfang am Samstag in einer Mitteilung des Vereins zitiert.

Außer Anfang erklärte auch dessen Co-Trainer Junge seinen Rücktritt. Gegen den 35 Jahre alten Anfang-Assistenten gibt es laut Werder-Mitteilung ebenfalls staatsanwaltschaftliche Ermittlungen. Auch bei Junge soll es Unregelmäßigkeiten mit dem Impfpass geben.

Zenkovic betreut Werder im Spitzenspiel

Werder empfängt am Samstagabend um 20.30 Uhr (Sport1 und Sky) den FC Schalke 04. Dann soll Co-Trainer Danjiel Zenkovic das Team betreuen. Nicht auf der Bank sitzen wird dann Clemens Fritz. Bremens Leiter Profi-Fußball wurde positiv auf das Coronavirus getestet und befindet sich bereits in häuslicher Quarantäne.

Anfang hatte den Cheftrainerposten in Bremen erst im Sommer übernommen und sollte bei den Grün-Weißen nach dem ersten Abstieg seit 41 Jahren den Wiederaufbau einleiten und nach Möglichkeit den sofortigen Wiederaufstieg schaffen. Nach 13 Spielen liegt Werder auf Rang acht.

Werder-Geschäftsführer Baumann muss sich nun wieder auf die Suche nach einem neuen Trainer machen. «Natürlich ist es unser Wunsch, dass wir eine schnelle Lösung finden, aber es ist auch wichtig, dass wir den richtigen finden», sagte Baumann. «Das kann auch ein paar Tage dauern.» Ein Kandidat soll Ole Werner sein, der vor einigen Wochen bei Holstein Kiel zurückgetreten war und schon im Sommer ein Kandidat war.

Von Lars Reinefeld, dpa