Die Neuauflage des Olympia-Halbfinals gegen Topfavorit Novak Djokovic wird für Alexander Zverev komplizierter als sein Spiel mit den Lego-Bauteilen.
Als Ablenkung vor den kniffligen Aufgaben beim Saisonfinale der Tennis-Elite in Turin wie am Samstag gegen die Nummer eins der Welt hat der Olympiasieger einen besonderen Zeitvertreib gewählt. Er bastelt mit seinem Bruder Mischa einen Spielzeug-Ferrari zusammen. In einer Art sei Lego vergleichbar mit dem Djokovic-Match, aber doch ganz anders, erklärte Mischa Zverev.
Match gegen Djoker wird komplizierter als Lego
Auch gegen den 20-fachen Grand-Slam-Sieger, den fünfmaligen ATP-Finals-Gewinner, den 34-Jährigen, der so viele Rekorde im Tennis hält, muss eben am besten alles zusammenpassen, damit Alexander Zverev wie 2018 beim Jahresendturnier ins Endspiel einzieht. Der Hamburger darf keine Details falsch entscheiden, damit er sein sportliches Werk vollendet. Mit der Spielansetzung bekommt er dafür – im Gegensatz zum Lego-Tüfteln – aber nicht die vorgegebene Anleitung.
«Im Match gegen Djoker wird es komplizierter als beim Lego bauen, da hat man eine Gebrauchsanleitung. Gegen Djoker oft nicht, da muss man sich die Gebrauchsanleitung selber zusammenschreiben oder ausdenken und sie muss sich permanent ändern im Match», sagte Mischa Zverev.
Am Tag vor dem interessanten Halbfinal-Showdown mit dem zehn Jahre älteren Djokovic schlief die deutsche Nummer eins noch, als Mischa Zverev in Jogginghose gegen 10.00 Uhr vor dem Spieler-Hotel Principi di Piemonte im Turiner Stadtzentrum aus dem Nähkästchen über Hobbys seines Bruders abseits des Tennisplatzes plauderte. Auf den wartete die kleine Schar Autogrammjäger bei trübem Wetter da noch vergeblich.
So wie der sportliche Weg des Tennis-Stars der Familie ist auch der Spielzeug-Ferrari noch nicht fertig. «Ich glaube 50, 60 Prozent fertig. Wir sind noch dran», sagte der Manager und Trainingspartner. NBA und Tennis im Fernsehen stehe wie Karten spielen auch noch auf dem Freizeit-Programm. Zudem hätten Alexander Zverev, Tim Pütz und Kevin Krawietz selbst seiner Mutter Skat beibringen wollen. Über Tage hatte Alexander Zverev in einer WG im olympischen Dorf mit den Davis-Cup-Kollegen Pütz und Krawietz zusammengewohnt, als er dann in Tokio im Halbfinale gegen Djokovic nach einem 1:6, 2:3-Rückstand doch noch die richtige Strategie zum Coup gegen den Serben fand.
«Es sind immer Sekunden-Entscheidungen»
«Ich denke, jedes Match, das wir gespielt haben, war sehr eng. Ein oder zwei Punkte haben das Match entschieden. Ich erwarte hier nichts anderes», sagte der Weltrangliste-Dritte in Turin, nachdem dank eines 6:2, 6:4 gegen den Polen Hubert Hurkacz das Weiterkommen perfekt war.
Ohne dass es in seinem Gespräch über Lego ging, wies der 24-Jährige auf einen entscheidenden Unterschied zwischen dem Spiel mit kleinen Steinen und den kompliziertesten Tennis-Prüfungen hin: «Es sind immer Sekunden-Entscheidungen in solchen Matches. Du stehst auf dem Platz, mit den besten Spielern der Welt und nach drei oder vier Stunden sind es Sekunden-Entscheidungen, die das Match entscheiden.»
Wie sehr er sich mit dem Olympia-Erlebnis vom Sommer noch verbunden fühlt, zeigt sich beim Saisonfinale daran, dass er fürs Training die Tokio-T-Shirts des Team D wählt. Dass er nun wieder auf Djokovic, den Australian-Open- und French-Open- sowie Wimbledon-Champion trifft, ist für den Hamburger eine logische Folge des Saisonverlaufs.
Zwei Sätze reichen, um das Werk zu vollenden
Im Viertelfinale der Australian Open, im Halbfinale der Sommerspiele und in der Vorschlussrunde der US Open hätten sie sich ja bei den anderen wichtigen Hartplatz-Events auch getroffen. Dass sich die Wege in den Runden mit der Endung -finale kreuzen, wird zur Gewohnheit.
Nur bei Olympia, bei seinem Titel bei den ATP Finals 2018 und 2017 in Rom gewann der Herausforderer. Siebenmal verlor er. Bei einem Grand Slam über drei Gewinnsätze ist Zverev den Nachweis schuldig, gegen Djokovic oder überhaupt einen Top-Ten-Spieler gewinnen zu können. Doch in Turin reichen wieder zwei Sätze, um das Werk zu vollenden.
Am liebsten will Alexander Zverev die Details am Samstag und Sonntag richtig machen und die Saison mit einer erneuten Titel-Feier abschließen. Dann wäre es vielleicht Zeit, sich eine (weitere) Pizza zu gönnen. «Pizza ist dann doch ein Schritt zu weit. Ich muss mich schon beherrschen können. Aber sobald das Turnier vorbei ist, hoffentlich Sonntagabend, gibt es dann eine Pizza», hatte er über seine Ernährung gesagt. Mischa Zverev aber widersprach am Freitag: «Er hat eine Pizza gegessen. Er wollte es nur nicht zugeben.»
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