22. November 2024

Sport Express

Express-Sport direkt aus der Arena

«Bin bereit»: Zverev in Turin unter Druck

Alexander Zverev kämpft sich gegen Daniil Medwedew zurück und wehrt im Tiebreak des dritten Satzes zwei Matchbälle ab. Am Ende aber verpasst Deutschlands Tennis-Ass einen großen Schritt zum Halbfinale.

Von einem drohenden Vorrunden-Aus beim Saisonfinale der acht besten Tennisspieler wollte Alexander Zverev nach dem verlorenen Nervenkrimi nichts wissen.

Doch Deutschlands bester Tennisspieler muss nun gegen den polnischen Turnier-Debütanten Hubert Hurkacz gewinnen, damit er beim Saisonfinale in Turin das Halbfinale erreicht. «Ich bin bereit, am Donnerstag zu spielen. Das wird das entscheidende Match für mich. Ich bin gespannt, und ich freue mich darauf», sagte der 24-Jährige am Dienstag, als er nach dem knappen 3:6, 7:6 (7:3), 6:7 (6:8) gegen Daniil Medwedew geduscht zur Pressekonferenz erschien: «Es liegt alles in meinen Händen.»

In einem spannenden Vorrundenduell mit dem Titelverteidiger und US-Open-Champion Medwedew hatten ihm zuvor nur zwei Punkte gefehlt – und ihm wäre der Platz in der Vorschlussrunde so gut wie sicher gewesen. Ohne seine neue Freundin Sophia Thomalla in der Box kämpfte sich der Hamburger nach dem verlorenen ersten Satz zurück und lieferte Medwedew ein bis zum letzten Ballwechsel ausgeglichenes Duell. Am Ende aber kassierte er gegen Medwedew seine fünfte Niederlage in Serie. Der russische Vorjahressieger steht als einer von zwei Halbfinalisten der roten Gruppe nun bereits fest.

«Turnier ist noch nicht beendet»

«Meiner Meinung nach haben wir beide eine sehr gute Chance, die Gruppe zu überstehen», sagte Zverev selbstbewusst und trotzig: «Natürlich wollte ich gewinnen, aber das Turnier ist noch nicht beendet.» Für ihn kommt es bei dem Millionen-Event zum interessanten Gruppen-Showdown. Den bisher einzigen Vergleich mit dem polnischen Weltranglisten-Neunten Hurkacz entschied Zverev vor mehr als zwei Jahren für sich. Sein Auftaktmatch der diesjährigen ATP-Finals-Auflage hatte Zverev gegen den Wimbledonfinalisten Matteo Berrettini am Sonntag früher als gedacht gewonnen, weil der Italiener verletzt aufgeben musste.

Bei seinem zweiten Auftritt fand der Norddeutsche schwer in die Partie. Er gab gleich sein erstes Aufschlagspiel ab, es war die Entscheidung im ersten Satz und es blieb in mehr als zweieinhalb Stunden das einzige Break der Partie.

In den vergangenen Tagen hatte die deutsche Nummer eins mehrfach erklärt, sich nicht mehr so ausgelaugt zu fühlen wie noch in Paris. In der französischen Hauptstadt war Zverev beim 2:6, 2:6 gegen Medwedew im Halbfinale chancenlos gewesen. Zehn Tage später entwickelte sich das Duell des Weltranglisten-Dritten (Zverev) mit dem -Zweiten (Medwedew) nur anfangs ähnlich in eine Richtung. Die deutsche Nummer eins spielte zunächst nicht so aggressiv wie sein Rivale, war aber fit genug für ein anstrengendes Dreisatz-Match.

Mentale Stärke gefordert

Es werde insbesondere auf die mentale Stärke ankommen, hatte Bruder und Manager Mischa Zverev vor dem Aufeinandertreffen gesagt. Zu Beginn des zweiten Satzes zeigte sein jüngerer Bruder erstmals Emotionen. Der fünffache Turniersieger von 2021 schlug nun in einer Partie auf Augenhöhe deutlich mehr Asse. Die Entscheidung fiel im Tiebreak. Kurios: Ein Fußfehler des Russen brachte den Deutschen darin in Führung. Medwedew verlangte den Videobeweis, die Entscheidung blieb aber bestehen. Zverev gelang der Satzausgleich.

Der ATP-Finals-Sieger von 2018 wirkte zunehmend entschlossener und mutiger. Im Auf und Ab des entscheidenden Tiebreaks im dritten Durchgang wehrte Zverev zwei Matchbälle noch ab. Dann landete die entscheidende Rückhand im Netz. «Wir haben beide ziemlich gut gespielt, wir haben beide ziemlich gut aufgeschlagen», analysierte Zverev: «Ich habe das Gefühl gehabt, im dritten Satz war ich der bessere Spieler.» Warum er am Ende nicht gewonnen habe? «Ich habe den letzten Punkt nicht gewonnen. Daran hat es gelegen.»

Entscheidung gegen Hurkacz

Die Entscheidung fällt nun am Donnerstag, wenn der Hamburger auf Hurkacz trifft und für das Weiterkommen gewinnen muss. Der Weltranglisten-Neunte Hurkacz geht sieglos in das abschließende Vorrundenduell. Gegen Nachrücker Jannik Sinner aus Italien zog der Pole in seinem zweiten Gruppenspiel deutlich mit 2:6, 2:6 den Kürzeren. Gegen Medwedew hatte Hurkacz zwei Tage zuvor in drei Sätzen verloren.

Der Südtiroler Sinner ersetzt seinen verletzten italienischen Landsmann Matteo Berrettini im Teilnehmerfeld und kam am Dienstagabend zum ersten Auftritt beim Jahresabschlussturnier vor heimischem Publikum.

Von Kristina Puck, dpa