23. November 2024

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Zverev gewinnt Auftakt bei ATP Finals – Berrettini gibt auf

Nach einem langen ersten Satz nimmt das erste Gruppenspiel von Zverev bei den ATP Finals in Turin ein plötzliches und unerwartetes Ende. So wollte er seine Chance auf das Halbfinale nicht erhöhen.

Tennis-Olympiasieger Alexander Zverev nahm den angeschlagenen Matteo Berrettini in die Arme und spendete Trost.

Der Weltranglisten-Dritte hat sein lange spannendes Auftaktmatch beim ATP-Saisonfinale in Turin aufgrund der Aufgabe des italienischen Wimbledonfinalisten für sich entschieden. Am Sonntagabend führte der Hamburger mit 7:6 (9:7), 1:0, als Berrettini verletzungsbedingt nicht mehr weiterspielen konnte und angefasst die Halle mit seinem Heimpublikum verlassen musste. Zverev schaffte damit den ersten Schritt auf dem angestrebten Weg ins Halbfinale der ATP Finals.

«Ich fühle mich schlecht momentan», sagte Zverev, nachdem er für den Weltranglisten-Siebten aus Rom bei dessen Abschied vom Platz aufmunternd Beifall geklatscht hatte: «Ich weiß nicht, was ich sagen soll, weil das das schlimmste Gefühl ist, was ein Spieler haben kann. Es tut mir sehr leid für Matteo.»

Unbeeindruckt von mehreren Tausend frenetischen italienischen Fans hatte sich Zverev zuvor den sehr umkämpften ersten Satz gesichert. Zu Beginn des zweiten Durchgangs ließ Berrettini dann im zweiten Spiel den Schläger auf den Boden fallen und ließ sich sofort in der Bauchgegend behandeln. Der 25-Jährige versuchte kurz noch einmal Gegenwehr zu leisten, musste aber anerkennen, dass es für ihn nicht mehr weiterging. Er glaube, der erste Satz habe ein unglaublich hohes Tennis-Niveau gehabt, sagte Zverev. Aber das zähle alles nicht mehr, weil das Wichtigste sei, dass die beiden Spieler am Ende gesund seien, sagte Zverev.

Zverev am Dienstag gegen Medwedew

Für die deutsche Nummer eins kommt es im zweiten Match dieser ATP Finals am Dienstag nun im Duell zweier Auftaktsieger zu einem schnellen Wiedersehen mit dem russischen Titelverteidiger Daniil Medwedew. Der US-Open-Sieger startete mit einem 6:7 (5:7), 6:3, 6:4 gegen den polnischen Turnier-Debütanten Hubert Hurkacz.

Zverev muss in seiner Vierer-Gruppe mindestens Zweiter werden, um das Halbfinale am kommenden Samstag zu erreichen. Das Jahresendturnier der acht besten Tennisprofis der Saison hatte er vor drei Jahren für sich entschieden und zählt diesmal nach erfolgreichen Monaten zu den Mitfavoriten – ebenso wie Medwedew. Gegen den Weltranglisten-Zweiten war Zverev erst am Samstag vor einer Woche beim Masters-1000-Turnier in Paris chancenlos geblieben, auch weil er sich ausgelaugt von den Strapazen der vergangenen Monate fühlte.

Berrettini war vom Publikum in der aufgrund der Corona-Krise nicht komplett gefüllten Halle begeistert angefeuert worden. Doch Zverev ließ sich von der Atmosphäre nicht beeindrucken. «Ich mag es auch, wenn die Leute gegen mich sind», hatte er vor dem Match gesagt.

Erster Durchgang nach 79 Minuten an Zverev

Die Nummer drei der Welt war in den längeren Ballwechseln im Vorteil, schlug selbst stark auf und war von Anfang an näher dran an einem Break. Zverev ließ aber seine Möglichkeiten ungenutzt, dem Italiener das Service abzunehmen. So blieb es eng und plötzlich hatte Berrettini bei 5:6 aus Zverevs Sicht seine ersten zwei Breakchancen, die gleichbedeutend mit Satzbällen waren. Zverev rettete sich in den Tiebreak und entschied den ersten Durchgang nach 79 Minuten für sich, ehe das Match ein dramatisches und unerwartetes Ende nahm. «Ich bin mir sicher, dass er nächstes Jahr wieder hier sein wird. Ich wünsche ihm, dass er hier einmal das Turnier gewinnt», sagte Zverev.

Erstmals misst sich die Tennis-Elite in Turin nach zuvor zwölf Jahren in London. Es mache «Riesenspaß» in der «Mega-Athmosphäre», sagte Doppelspieler Kevin Krawietz, obwohl er einen missglückten Start erwischt hatte. Im erwartbar schwierigen Auftaktmatch gegen die Wimbledon- und Olympiasieger Nikola Mektic und Mate Pavic aus Kroatien verlor er mit dem Rumänen Horia Tecau 4:6, 4:6. «Natürlich ist man ein bisschen enttäuscht über das Match», bilanzierte der Coburger: «Es ist natürlich ärgerlich, dass wir zwei Breaks bekommen. Wir hätten das schon enger gestalten wollen.»

Von Kristina Puck, dpa