Der Druck nach den dramatischen Szenen von Tokio war zu groß. Der Moderne Fünfkampf hat im Kampf um die olympische Zukunft reagiert und wird nach den Spielen 2024 in Paris ohne Reiten stattfinden. Das hat der Weltverband UIPM bereits vor seiner Mitgliederversammlung beschlossen.
Damit zieht der Verband die Konsequenzen aus den Vorfällen bei den Olympischen Spielen in der japanischen Hauptstadt. Dort hatte die Deutsche Annika Schleu für großes Aufsehen und scharfe Kritik gesorgt. Die damals Führende im Zwischenklassement war mit einem ihr zugelosten und völlig verunsicherten Pferd nicht zurechtgekommen, hatte verzweifelt Gerte und Sporen eingesetzt.
«Historischer Schritt» des Verbandes
Die Union Internationale de Pentathlon Moderne (UIPM) hat nach eigenen Angaben nun ein Verfahren eingeleitet, um einen geeigneten Ersatz für das Reiten zu finden. Der Verband nannte dies einen «historischen Schritt», nachdem der Vorstand diese Entscheidung gebilligt habe. An die Athleten schrieb der Verband: «Wir wissen, dass diese Informationen für Sie überraschend und sogar schockierend sein werden.» Zugleich appellierte er: «Wir müssen flexibel sein und uns wieder einmal auf Veränderungen einstellen.»
Bei Olympia 2024 wird zwar ein im Vergleich zu Tokio verändertes Format genutzt, Reiten gehört aber noch einmal zum Fünfkampf in Paris. Die Änderungen «werden rechtzeitig für die Olympischen Sommerspiele in Los Angeles 2028 umgesetzt», hieß es. «Der Konsultationsprozess wird bestimmte Interessengruppen einbeziehen, nämlich Athleten und Trainer sowie Medien- und Marketingpartner.»
Verstörende TV-Bilder aus Tokio
Bilder wie in Tokio soll es dann nicht mehr geben, als Bundestrainerin Kim Raisner das Pferd mit der Faust geschlagen und gefordert hatte: «Hau mal richtig drauf!» TV-Zuschauer und auch die deutschen Dressur-Olympiasiegerinnen Isabell Werth und Jessica von Bredow-Werndl hatten entsetzt reagiert.
Wegen Tierquälerei ermittelt die Staatsanwaltschaft Potsdam gegen Schleu und Raisner. Der Disziplinarausschuss des Weltverbandes hatte der Trainerin zudem einen Verweis erteilt und die Akkreditierung für künftige Wettkämpfe von der Teilnahme an einem Trainingsseminar zum richtigen Umgang mit Pferden abhängig gemacht.
Druck zu gewaltig
Der öffentliche Druck nach Tokio war zu groß, auch wenn Weltverbandspräsident Klaus Schormann das Springreiten kurz nach den Spielen noch als «integralen Bestandteil des Modernen Fünfkampfs auf der Grundlage der Vision von Baron Pierre de Coubertin» bezeichnet hatte.
Nach Angaben des französischen Weltverbands-Vizepräsidenten Joël Bouzou hat die Entscheidung gegen das Reiten allerdings nichts mit den Ereignissen während der Olympischen Spiele in Tokio zu tun. Das hatte er der französischen Sportzeitung «L’Equipe» gesagt.
In dem UIPM-Schreiben an die Sportler hieß es hingegen: «Wir würden einen Fehler begehen, wenn wir unseren Platz im olympischen Programm nach Paris 2024 als selbstverständlich ansehen würden. Er ist für uns nicht selbstverständlich, er ist für niemanden selbstverständlich.»
Nach Angaben des Branchendienstes «Inside the Games» musste die Regeländerung noch vor dem UIPM-Kongress vom 26. bis 28. November in Monaco fallen, um im Olympia-Programm zu bleiben. Der Dienst bezieht sich auf ein internes Schreiben des Verbandes, wonach das Internationale Olympische Komitee «nur einen Vorschlag ohne Reiten» für das olympische Programm 2028 in Los Angeles akzeptieren werde und ihn bis zum 24. November erwarte.
Zu den Disziplinen zählen bislang neben dem Reiten auch Fechten und Schwimmen sowie ein kombinierter Wettkampf aus Laufen und Schießen mit einer Laserpistole. Das wird in Paris ein letztes Mal so sein.
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