Trotz eines beeindruckenden Kraftakts von Angelique Kerber haben die deutschen Tennis-Damen beim Billie Jean King Cup ihr erstes Gruppenspiel gegen Gastgeber Tschechien knapp verloren.
Es war in der stimmungsvollen O2-Arena von Prag schon kurz nach Mitternacht am frühen Dienstagmorgen, als sich Anna-Lena Friedsam und Debütantin Jule Niemeier im Doppel den Tschechinnen Katerina Siniakova und Lucie Hradecka mit 4:6, 7:6 (7:2), 8:10 geschlagen geben mussten.
Zuvor hatte die dreimalige Grand-Slam-Siegerin und frühere Weltranglisten-Erste Kerber gegen die French-Open-Siegerin Barbora Krejcikova 6:7 (5:7), 6:0, 6:4 gewonnen und zum 1:1 ausgeglichen. Andrea Petkovic hatte gegen Marketa Vondrousova 1:6, 3:6 verloren.
Auswahl von Schüttler steht unter Druck
Da aus den vier Dreier-Gruppen nur die jeweils Ersten weiterkommen, steht die Auswahl von Kapitän Rainer Schüttler im zweiten Gruppenspiel gegen die Schweiz am Dienstag (17.00 Uhr) schon gewaltig unter Druck, um noch Chancen auf das heimlich erhoffte Halbfinale zu haben.
Und ähnlich wie die Tschechinnen verfügen die Schweizerinnen um Olympiasiegerin Belinda Bencic über ein starkes und ausgeglichenes Team. «Unsere Gruppe ist einfach die Horrorgruppe», sagte Petkovic und sprach von «schwierigen Herausforderungen», weil sie es als Tennisspielerinnen in einem regulären Turniermodus nicht gewohnt seien, «nach Niederlagen am nächsten Tag wieder spielen zu müssen».
Petkovic: «War einfach wahnsinnig schwierig für mich heute»
Die knappe Niederlage müssen Kerber & Co. jetzt schnell abhaken. Vor allem Petkovic war mit ihrer Darbietung ganz und gar nicht einverstanden. «Es hat sich für mich heute bescheiden angefühlt auf dem Platz, aber sie hat es auch sehr, sehr gut gemacht», sagte die 34 Jahre alte Darmstädterin nach ihrer ernüchternden Niederlage in 1:15 Stunden und zollte ihrer Kontrahentin Respekt. «Sie hat den Ball so gut im Schläger gehabt. Es war einfach wahnsinnig schwierig für mich heute. Wenn es wichtig war, hat sie die Punkte gemacht.»
Kerber ging also mit der Hypothek des Gewinnen-Müssens in das Duell mit der diesjährigen Roland-Garros-Siegerin im Einzel und im Doppel. Sie lag schnell 0:3 zurück, kämpfte sich aber in das Match. Seit dieser Woche ist die 33 Jahre alte Kielerin als Nummer neun der Welt erstmals nach mehr als zwei Jahren wieder unter den Top Ten.
Selbstgespräche unter dem Handtuch
Gegen die Ranglisten-Dritte Krejcikova vergab sie Satzbälle, musste in den Tiebreak – und gab wie Petkovic wenige Stunden zuvor den ersten Durchgang mit einem Doppelfehler ab. Auch sie führte wie ihre Teamkollegin unter dem Handtuch ein kurzes Selbstgespräch. «Es ist besser, wenn ich das jetzt nicht übersetze», sagte Kerber schmunzelnd im englischen Teil der Pressekonferenz über die Situation nach dem Satzverlust. Doch statt zu hadern oder zu zweifeln, spielte Kerber konzentriert weiter und entschied Satz zwei mit 6:0 für sich.
Krejcikova ließ sich an der Wade behandeln, die tschechischen Trompeter unter den knapp 10.000 Zuschauern sorgten für Länderspiel-Atmosphäre. Im dritten Durchgang entwickelte sich ein packendes Duell mit teilweise hochklassigen Ballwechseln und einem glücklichen Ende für die deutsche Nummer eins, die anschließend beim beherzten Auftritt ihrer Teamkolleginnen im Doppel von der Spielerinnenbox aus anfeuerte. Doch nach 1:42 unterhaltsamen Stunden setzte sich die Routine der Tschechinnen im Match-Tiebreak durch.
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