So schnell kehrt bei Union Berlin keine Enttäuschung ein. Mehrere tausend Fans feierten die Mannschaft nach dem 1:1 (0:0) beim VfL Wolfsburg wie einen Sieger.
Dabei bescherte ein spätes Gegentor durch Patrick Wimmer in der 84. Minute den Unionern bereits das vierte sieglose Spiel nacheinander in der Fußball-Bundesliga. Aus dem Meisterschaftsrennen hat sich die Überraschungsmannschaft dieser Saison damit langsam verabschiedet. Und auch auf einem Champions-League-Platz steht sie aktuell nur noch, weil sie das bessere Torverhältnis als der punktgleiche Tabellenfünfte SC Freiburg hat.
«Mehr war für uns heute nicht drin, so ehrlich bin ich», sagte Berlins Robin Knoche. Auch Trainer Urs Fischer war mit dem Punktgewinn zufrieden: «Die Mannschaft hat leidenschaftlich gekämpft, hat eine Bereitschaft gezeigt, hat sich auch mit dem nötigen Wettkampfglück diesen Punkt verdient.» Vor 23.554 Zuschauern in der Volkswagen Arena war selbst der eine Punkt aus Berliner Sicht eher glücklich. Ein verwandelter Foulelfmeter von Josip Juranovic war in der 72. Minute die erste Berliner Chance des Spiels.
Müde Unioner lassen VfL gewähren
Der VfL dagegen vergab wie schon vor einer Woche beim 2:2 gegen Eintracht Frankfurt mehrere gute Möglichkeiten. «Wir müssen hier heute ganz klar als Sieger vom Platz gehen», sagte Wolfsburg-Coach Niko Kovac bei DAZN. «Das sind dann die Kleinigkeiten, die entscheiden, ob du international dabei bist oder nicht. Solche Spiele musst du gewinnen.»
In der 15. Minute klatschte ein Freistoß von Mattias Svanberg an die Latte. Nur eine Minute später parierte Union-Torwart Frederik Rönnow per Fußabwehr einen Schuss des auf seiner rechten Seite durchgebrochenen Kilian Fischer (16.). Kurz vor der Halbzeit lief Omar Marmoush sogar ganz allein auf den dänischen Keeper zu (45.). Der Ägypter schoss aber am Tor vorbei. In der zweiten Halbzeit ließ der VfL-Stürmer noch zwei weitere gute Möglichkeiten aus (59./76.).
Kovac behielt mit seiner Einschätzung recht: Der laufstarke VfL wirkte tatsächlich frischer und dynamischer als sein Gegner, weil Union am Sonntagabend zwischen zwei Europa-League-Spielen steckte. Die erste Partie gegen Saint-Gilloise fand erst am Donnerstagabend in Berlin statt (3:3). Das Rückspiel in Belgien folgt genau eine Woche später. «Klar, es ist kräftezehrend, trotzdem haben wir heute viel investiert», sagte Unions Sven Michel.
Wolfsburger Chancenplus bleibt ungenutzt
Wie groß der Respekt vor den Unionern trotzdem war, zeigte sich an der Wolfsburger Schlüsselpersonalie dieses Abends. Zum ersten Mal seit 23 Monaten bestritt der VfL wieder ein Bundesliga-Spiel ohne seinen gesperrten Kapitän Maximilian Arnold. Kovac ersetzte den zentralen defensiven Mittelfeldspieler jedoch nicht positionsgetreu, sondern stellte mit Josuha Guilavogui und Felix Nmecha gleich zwei Sicherheitskräfte vor der Abwehr auf.
Da Union das Zentrum ebenfalls gern verdichtet, entwickelte sich ein überwiegend ausgeglichenes Spiel mit vielen Zweikämpfen und wenig Raumgewinnen. Der Unterschied zwischen beiden Teams war nur: Union brauchte lediglich eine klare Chance für ein Tor, der VfL ein halbes Dutzend.
Und so zeigte sich erneut ein Wolfsburger Muster: Zum fünften Mal spielte der VfL im neuen Jahr gegen eines der Top-Sechs-Teams der Bundesliga. Und zum dritten Mal blieb man trotz eines klaren Chancenplus‘ ohne Sieg. So verpassten die Wölfe auch den erhofften Sprung auf Platz sieben, der am Ende der Saison vielleicht für einen Platz in der Conference League reicht.
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